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Willi Kosiul Autor
aus der Bukowina
Am Samstag, dem 29. Juni 2002, war unser 1. Aufenthaltstag in der ukrainischen Nordbukowina. Nach dem Frühstück suchten viele unserer Leute die dortige Wechselstube im Hotel auf, um etwas an Geld umzutauschen. Für 1 Euro gab es dort im Jahre 2002 = 5,16 ukrainische Griwnia. Gleich am ersten Aufenthaltstag in der Nordbukowina fuhr unser Reisebus –wie immer- in das etwa 50 km entfernte Dorf Althütte, das erste deutschböhmische Dorf der Bukowina von 1793 . Da ich für diesen Tag Nachforschungen in Czudyn und Neuhütte vorgesehen hatte, war ich bereits bei der Durchfahrt durch Czudyn, in meiner ehemaligen Heimatgemeinde Czudyn ausgestiegen und unser Reisebus fuhr weiter zur Endstation nach Althütte. Hier an der Endstation in Althütte blieb unser Reisebus mit Busfahrer den ganzen Tag stehen, bis unsere Reisegäste gegen 17,00 Uhr wieder zum Reisebus kamen und danach ging es ab nach Czernowitz in unser Übernachtungshotel. Da ich dort bei meinen Besichtigungen und Nachforschungen nicht alles zu Fuß ablaufen konnte, hatte ich mir auch für diese Reise im Jahre 2002, bereits von zu Hause –aus Deutschland- per Telefon in Krasna, für 2 Tage (dem 29. und dem 30. Juni 2002) ein Privatauto mit Kraftfahrer und als Reisebegleiter bestellt. Als ich an diesem Samstagvormittag, an der Kreuzung in Czudyn, aus unserem Reisebus ausstieg, da wartete schon mein bestellter Kraftfahrer und Reisebegleiter dort auf mich. Danach waren wir zunächst nach Neuhütte gefahren, um mir nochmals gründlich das Dorf Neuhütte anzuschauen. Hier waren wir zunächst die Dorfstraße abgefahren und hatten uns dort, beiderseitig stehend, alle Wohnhäuser angeschaut. Dann war ich mit meinem Reisebegleiter einfach in ein Wohnhaus hinein gegangen, hatte mich dort vorgestellt und um ein kurzes Gespräch gebeten. Die dortigen Hausbewohner waren gastfreundlich und luden mich zu diesem Gespräch ein. Da dort beide Ehepartner rumänischer Abstammung waren, konnten sie rumänisch sprechen und dadurch hatte ich da eine gute sprachliche Verständigung. Der Ehemann war vor vielen Jahren aus Krasna nach Neuhütte hergezogen und war im Jahre 2002 = 52 Jahre, jedoch schwer herzkrank und bereits Invalide. Er hatte ständig nur einen Puls von 52 und noch niedriger. Da ihm dabei kein Doktor helfen konnte, musste er damit so leben. Als Invalide bekam der Mann eine monatliche Rente von 60 Griwnia = 11,50 Euro. Da die Familie keine weiteren finanziellen Einnahmen hatte, lebten sie von ihrer Hauswirtschaft. Zu dieser Umgebung von Neuhütte gab mir dieser herzkranke Mann noch folgende Informationen: - Der Waldweg von Neuhütte nach Althütte beträgt 3 km und ist sehr schlecht, weil er durch die Traktoren der Forstwirtschaft sehr verfahren und aufgewühlt sind. Die Fahrspuren und Läusen der Traktoren und noch Löcher dazu waren so tief, dass man da auch im Sommer bei trocknem Wetter mit einem Pkw nicht durchfahren konnte. - Der befestigter Schotterweg von Neuhütte über Czudyn und Krasna nach Althütte beträgt 17 km. - Der Waldweg von Neuhütte nach Augustendorf beträgt 4 km und ist auch so schlecht und mit dem Auto unbefahrbar, wie der nach Althütte. Hier ist Lehmboden überall vorherrschend und wenn der nass ist, dann ist er schmierig und dabei rutschen auch die Traktorenräder in die tiefen Fahrspuren oder sogar Löcher hinein. - Im Winter sind diese Waldwege bis zu 150 cm Höhe zugeschneit und auch dabei ist ein Durchkommen fast unmöglich. - Auch der strenge Frost im Winter beträgt hier, bis zu zwischen 20 und 30 Grad. - Neuhütte hat eine kleine Schule –aus Holz gebaut- für ihre Kinder bis zur 4. Klasse. Ab der 5. Klasse müssen die Schulkinder durch den 3 km Waldweg nach Althütte zur Schule. Doch in den Wintermonaten, wenn der Waldweg nach Althütte zugeschneit bzw. es sehr kalt ist, dann gehen diese größeren Kinder ab der 5. Klasse gar nicht zur Schule nach Althütte, sondern bleiben zu Hause und warten auf besseres Wetter. - Neuhütte hatte bis 1940 –bis zur Umsiedlung der Deutschen- eine kleine schöne deutsche römisch-katholische Kirche, ebenfalls aus Holz gebaut. Nach der Umsiedlung der Deutschen im Jahre 1940 wurde aus dieser Kirche ein Kulturhaus, worin Zusammenkünfte, Versammlungen, Tanzveranstaltungen usw. stattgefunden hatten. Um das Jahr 1980 ist dieses Holzgebäude, die ehemalige deutsche katholische Kirche und danach das dortige Kulturhaus, nach einer Tanzveranstaltung gegen Morgen abgebrannt und danach auch nicht wieder errichtet. - Dann erhielt ich noch den Hinweis, hier in Neuhütte einen ortsansässigen 92-jährigen Mann aufzusuchen, der mir vielleicht noch aus der alten Zeit, einige für mich wichtige Informationen geben kann, was ich gleich danach auch getan hatte. Soweit einige für mich interessante und brauchbare Informationen von diesem herzkranken Mann. Danach suchte ich –nach diesem erhaltenen Hinweis- dort in Neuhütte ein weiteres Wohnhaus auf, mit diesem 92-jährigen dort ortsansässigen Mann, der mir aus der alten Zeit, angeblich recht vieles erzählen könnte. Auch diese Familie war sehr gastfreundlich und war auch gleich bereit, mich in ihrer Wohnung zu empfangen und sich mit mir zu unterhalten. Dieser alte Opa wurde bereits zu österreichischer Herrschaftszeit im Jahre 1910 in Neuhütte geboren, war jetzt 92 Jahre alt und hatte alle diese unsere alten Zeiten dort persönlich erlebt. Dieser alte Opa beherrschte gut die rumänische Sprache und konnte auch noch gut unsere alte deutschböhmische Sprach. Dadurch wäre die sprachliche Verständigung mit ihm ausgezeichnet gewesen. Doch zu meinem Pech war dieser alte Opa zu dieser Zeit krank, lag im Bett und war dazu schon seit längerer Zeit schwerhörig. Dadurch konnte der alte Opa mich nur sehr schwer hören und deswegen auch nicht richtig verstehen. Daher war eine informative Unterhaltung mit diesem alten Opa gar nicht möglich. So wie ich hoffnungsvoll dieses Haus mit dem alten Opa betreten hatte, so hatte ich es auch enttäuscht wieder verlassen. Danach war ich zu unserem weitläufigen Verwandten meines ältesten Bruders Adolf, dem Herrn Kornetzky in unserem Ortsteil Kornischor gefahren und hatte diesen aufgesucht. Gemeinsam mit Herrn Kornetzky wollte ich den beinamputierten Mann aufsuchen, der im Jahre 1999 sich dort in meiner Gesprächsrunde abseits, ruhig und zurückhaltend verhielt sowie beim Erzählen der alten rumänischen Frau = der Schwester der Betreuerin meines Vaters, immer seinen Kopf geschüttelt hatte. Sein Kopf schütteln hatte ich so gedeutet, als wenn mir diese alte Frau damals –1999- nicht die Wahrheit gesagt hatte und er es wahrheitsgetreu besser wusste. Ich hatte bereits damals –1999- die Absicht, diesen Mann persönlich, unter vier Augen zu sprechen, um von ihm noch mehr über meinem Vater, oder sogar die volle Wahrheit zu erfahren. Doch während meiner Unterhaltung in dieser Menschengruppe, war mir dieser beinamputierte Mann damals unauffällig verschwunden. Da er danach bei ihm zu Hause nicht anzutreffen war und ich ihm danach dort in der Umgebung auch nicht mehr finden konnte, musste ich –ohne diesen Mann gesprochen zu haben- zeitbedingt zu unserem Reisebus wieder zurück, weil die Abfahrt nach Czernowitz bereits bevorstand. Doch jetzt im Jahre 2002 hatte ich mir fest vorgenommen, diesen beinamputierten Mann aufzusuchen und ihm nach seinen Kenntnissen über meinen Vater zu befragen. Doch leider teilte mir mein bekannter Herr Kornetzky mit, dass dieser beinamputierte Mann, den ich gesucht hatte, bereits im Jahre 2000 verstorben ist und damit war auch diese meine gute und letzte Hoffnung erledigt. Auch die weiteren Nachforschungen in unserem dortigen Wohnort Kornischor brachten mir weiter keine neuen Erkenntnisse über meinen Vater. Noch einige Informationen über die dortigen Entfernungen (die auch nicht immer übereinstimmen): - Von der Kreuzung Czudyn bis zur Schule im Kornischor waren es 3 km, - Von der Schule im Kornischor bis zu uns auf dem Berg nach Hause waren es 0,5 km, - Von der Schule im Kornischor bis nach Neuhütte waren es 4 km, - Von der Kreuzung in Czudyn bis ins Dorf Neuhütte waren es 7 km, - Von der Kreuzung in Czudyn bis nach Krasna waren es 7 km und dann nach Althütte nochmals 3 km, und damit waren es von der Kreuzung in Czudyn bis nach Althütte insgesamt 10 km, - Von der Kreuzung in Czudyn bis ins Gebirge zur Lunka Frumoasa waren es 17 km, - Von der Kreuzung Czudyn bis nach Storozynetz waren es 16 km, und und von Storozynetz bis nach Czernowitz waren es nochmals 20 km. Am Sonntag, dem 30. Juni 2002, war unser 2. Aufenthaltstag in der Nordbukowina. Für diesen Sonntag waren eine Stadtrundfahrt in Czernowitz sowie auch ein Stadtbummel im Tages-Programm. Wieder führte uns unsere deutsch sprechende Reiseleiterin und Dolmetscherin unseres Hotels durch das Zentrum unserer ehemaligen Landeshauptstadt Czernowitz und zeige sowie erläuterte uns dabei die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, was wir auch schon von unseren vorherigen Reisen und Jahren bereits kannten. Dabei erklärte sie uns, dass die heutige Gebietshauptstadt Czernowitz um die 240.000 Einwohner hat. Das Czernowitzer Gebiet –die heutige ukrainische Nordbukowina- ist zu 33 % bewaldet und dabei überwiegend mit Buchenwäldern. Der Name Bukowina kommt aus dem ukrainischen Wortschatz und wurde von den schon früheren vielen dortigen Buchenwäldern angeleitet. Das ukrainische Wort „Buko“ heißt auf Deutsch „Buche“ und daher auch der ukrainische Name „Bukowina“ und der deutsche Name „Buchenland“. Auch am diesem Sonntag hatten wir herrliches Wetter: Sonnenschein und 24 Grad. Nach dem Abendessen gab es da wieder ein Volkloreprogramm zur lustigen Unterhaltung und Getränken aller Art. Am Montag, dem 01. Juli 2002, war unser 3. Aufenthaltstag in der Nordbukowina. An diesem Montag fuhren wir –bei dieser Reise- zum 2. Mal, nach dem Frühstück, wieder nach Althütte. Da ich an diesem Tage meine ehemalige Heimatgemeinde Czudyn im Tages-Programm hatte, war ich bereits unterwegs –an der Straßen-Kreuzung in Czudyn- aus unserem Reisebus ausgestiegen Hier wartete wieder pünktlich und zuverlässig mein bestellter Kraftfahrer und Reisebegleiter auf mich. Das Reisewetter war auch an diesem Tage ausgezeichnet: Sonnenschein und 32 Grad Temperatur. Zunächst fuhr ich in diesem Privatauto wieder den ganzen Ort Czudyn ab und schaute mir wiederholt alle wichtigen Objekte und Stellen dieser Gemeinde an. Danach fuhren wir in unsere dortige ehemalige Wohngegend, in den Ortsteil Kornischor. Hier besichtigte ich zum 4. Mal meine ehemalige alte rumänische Volksschule im Kornischor, die ich ja von 1937 bis 1940 besucht hatte. Dabei traf ich dort an dieser Schule einen ukrainischen Lehrer an, der die rumänische Sprache beherrschte, sehr unterhaltsam war und der sich auch etwas Zeit nahm, sich mit mir zu unterhalten. Dieser ukrainische Lehrer von der dortigen Schule im Kornischor erzählte mir über die Geschichte dieser Schule folgendes: - Diese alte ehemalige rumänische Volksschule hatte bis 1940 und auch noch einige Jahre danach nur 2 Klassenräume für die gesamten Kinder dieses Ortsteils Kornischor –von der 1. bis zur 4. Klasse-. Die älteren Kinder dieses Ortsteils Kornischor mussten von der 5. bis zur 7. Klasse zur größeren Zentralschule –etwa 3 km- nach Czudyn gehen. Eine 8. Klasse Volksschule gab es damals bis 1940 in Rumänien nicht. Da für die meisten dieser älteren Kinder der 5. bis 7. Klasse, der 3 km lange Schulweg nach Czudyn zu weit war und sie bereits zu Hause in der elterlichen Haus- und Landwirtschaft als Arbeitskräfte gebraucht wurden, gingen die meisten dieser Kinder davon, nach der 4. Klasse – laut der Entscheidung ihrer Eltern- gar nicht mehr zur Schule. Das wurde damals auch so von den dortigen Schulbehörden toleriert. - In diesen 2 Klassenräumen dieser kleinen Volksschule im Kornischor, wurden 4 Schulklassen unterrichtet. In jedem Klassenraum wurden damals je 30 bis 40 Kindern täglich je 4 Stunden unterrichtet. Die 1. und 2. Klasse besuchte diese damalige Volksschule, damals 4 Stunden am Nachmittag und die 3. und 4. Klasse besuchte diese damalige Volksschule, 4 Stunden am Vormittag. Dadurch waren damals beide Klassenräume ganztags mehr als gut ausgelastet. Wenn da ein Kinder –aus den verschiedensten Gründen- dem Schulunterricht fern blieben, da wurde es vom jeweiligen Lehrer auch toleriert, weil dadurch mehr Platz für die anwesenden Kinder im Klassenraum vorhanden waren. - Nach dem Krieg wurde in ukrainischer Zeit diese kleine Volksschule im Kornischor, durch weitere Anbauten bedeutend erweitert, so dass sie heute 13 Klassenräume hat. In diesen 13 Klassenräumen werden heute hier die Kinder des Ortsteils Kornischor von der 1. bis zur 9. Klasse unterrichtet und die Teilnahme ist staatliche Pflicht. Die Kinder der 10. Klasse müssen auch heute die 3 km nach Czudyn in die große Zentralschule zum Schulunterricht gehen, was ebenfalls heute unbedingt staatliche Pflicht ist. Soweit einige Informationen über die Geschichte meiner ehemaligen Volksschule im Kornischor. Danach gingen wir dort in unserem Ortsteil Kornischor auf dem Berg unserer damaligen Gegend, dem „Kosiulsberg“, um alles nochmals zu besichtigen. Dabei suchten wir wieder einige Wohnhäuser in dieser Gegend –unterhalb des Berges- auf und unterhielten uns mit diesen dortigen jedoch nur alten Bewohnern, weil die jungen Bewohner diese damalige alte Zeit, die mich interessiert gar nicht kennen. Dabei fand ich dort einen rumänischen Mann, in meinem Alter, der dort mit mir gemeinsam -von 1937 bis 1940- zur Schule ging. Ich selber konnte mich nicht mehr an diesen damaligen rumänischen Schuljungen erinnern, jedoch er behauptete, dass er sich von damals noch gut an mich erinnern konnte. Da er die Namen unserer gesamten Familie kannte und auch die Namen unserer damaligen deutschen Nachbarn sowie deren Kinder wusste, glaubte ich danach auch seinen Erzählungen. Später konnte auch ich mich etwas an diesen meinen rumänischen Schulfreund und Spielkameraden erinnern, wie wir z. B. beide dort beide unterhalb des Berges zusammen gespielt hatten, usw. Dieser jetzt im Jahre 2002 schon 72-jähriger Mann, rumänischer Abstammung, der dort vor einigen Jahren, auf der Kolchose mit einem Traktor einen Arbeitsunfall und dabei ein Bein verloren hatte, war jetzt beinamputiert und lief auf Holzkrücken. Da er damals in der Nähe meines Vaters –unterhalb des Berges- gewohnt hatte und daher –schon als Schuljunge- auch meinen Vater gut kannte, konnte er mir auch sehr vieles über meinem Vater und sein Schicksal erzählen. Mein Vater war, nach der Flucht meines ältesten Bruders Adolf mit seiner Familie im März 1944 nach Zentral-Rumänien, danach alleine in unserem Haus geblieben. In diesen Jahren ab 1944 war dieser rumänische Mann –mein ehemaliger Schulfreund und Spielkamerad sowie jetziger Zeitzeuge- sehr oft als Nachbarjunge mit seinem 14 Jahren bei meinem Vater zu Besuch und leistete im Gesellschaft. Dabei half er meinem Vater auch einige kleinere Arbeiten in der Hof- und Hauswirtschaft zu verrichten und bekam dafür von meinem Vater auch immer etwas –wie Lebensmitteln- dafür geschenkt. Da er als 14-jähriger armer Junge damals keine Arbeit und selber sehr viel Zeit hatte, war er fast jede Woche bei meinem Vater, um ihm Gesellschaft zu leisten, ihm bei einigen Arbeiten zu helfen und besonders, um immer dafür etwas von meinem Vater als Geschenk zu Essen zu bekommen. Dadurch hatte dieser rumänische Junge in den Jahren 1944 und 1945 ständig Kontakt zu meinem Vater, weil seine armen Eltern ja auch in der Nachbarschaft meines Vaters wohnten und meinen Vater auch gut kannten. Die alte rumänische Frau mit ihrer Tochter, die die „Gehilfin und Betreuerin“ meines Vaters war, wohnte auf unserem Grundstück im kleinen Wohnhaus meines ältesten Bruders Adolf. Sie und auch ihre Tochter, halfen meinem Vater in den Jahren 1944 und 1945 bei den Feldarbeiten, im Garten sowie in seiner Haus und Hofwirtschaft. Doch diese Hilfe war für diese beiden Frauen mehr eigennützig, weil sie sich von all dem geernteten auch selber mit ernährten. Von einer Versorgung sowie Betreuung meines Vaters durch diese beiden Frauen, hatte der da gar nichts mitgekommen. Zu dieser Zeit machte sich mein Vater seinen Haushalt wohl selber. Im späten Herbst –vermutlich im Dezember- 1945 bekam mein Vater einen Schlaganfall und war danach rechtsseitig gelähmt. Sein rechter Arm hing nur noch leblos herunter und er konnte damit auch nichts mehr anfassen. Danach konnte mein Vater sein rechtes Bein nicht mehr bewegen, darauf auch nicht auftreten, ging nur schwer am Stock und konnte sein rechtes Bein nur noch nachziehen. In dieser Zeit konnte mein kranker Vater auch seine Haus- und Hofwirtschaft nicht mehr selber betreiben und überließ alle diese Arbeiten diesen beiden rumänischen Frauen, die ja jetzt freie Hand über seine gesamte Wirtschaft hatten. Durch diese Schlaganfall-Krankheit war mein Vater sehr körperbehindert und bewegte sich danach nur noch mit dem Handstock auf seinem Grundstück oder in der näheren Umgebung. Besonders in der Zeit der Krankheit meines Vaters, besuchte im dieser alte rumänischer Mann, -mein ehemaliger Schulfreund und Zeitzeuge- damals als 15-jähriger rumänische Junge, fast alle Tage und half meinem Vater in seiner Hauswirtschaft. Die gesamte Stall- und Hofwirtschaft wurde jetzt bereits eigenständig von diesen beiden rumänischen Frauen –zu ihrem Gunsten- durchgeführt. Angeblich sollen diese beiden rumänischen Frauen sich in dieser Zeit auch um meinen Vater –so recht und schlecht- gekümmert haben, doch davon hatte dieser rumänische Junge –wenn er zu Besuch bei meinem Vater war- damals kaum gemerkt. Angeblich sollen diese beiden rumänischen Frauen meinen kranken Vater auch versorgt und betreut haben. Aber auch das ist recht fraglich. Doch scheinbar hatte diese alte rumänische Frau mit ihrer Tochter, bei meinem Vater auch nur das aller Notwendigste getan, wenn überhaupt. Denn wenn der rumänische Junge damals bei meinem Vater zu Besuch war, da hatte sich mein Vater in seinem Hause alles alleine gemacht. So wird mein Vater sich –nach seinem ersten Schlaganfall von Dezember 1945 bis März 1946- alleine in seinem Hause gequält haben, um sich am Leben zu erhalten. Über das vorherige Verhältnis meines Vaters zu dieser alten rumänischen Frau = seiner damaligen angeblichen „Betreuerin und Versorgerin“ konnte dieser alte rumänische Mann, der damalige rumänische Junge, mein Zeitzeuge, mir keine weiteren Angaben machen. Wenn dieses Verhältnis –zwischen meinem Vater und der alten rumänischen Frau- bereits vorher schon schlecht war, dann wird diese alte rumänische Frau, sich jetzt wo Vater hilflos war, an ihm gerächt haben und ihm deswegen auch unbeachtet leiden ließ. Sie wird sich mit ihrer Tochter überwiegend um Vaters Stall- und Hofwirtschaft gekümmert und sich deren Erträge für sich angeeignet haben. Aber auch zu dieser Annahme, fand ich keine Bestätigung. Als im März 1946 -nach etwa einer guten Woche-, eines Tages morgens, dieser damals 15-jähriger rumänische Junge (mein ehemaliger Schulfreund und Spielkamerad sowie Zeitzeuge) meinen Vater wieder einmal besuchen wollte, da stellte er fest, dass mein Vater in seinem Wohnhaus im Bett lag und bereits tot war. Wie lange mein Vater dort in seinem Wohnhaus tot gelegen hatte – ob eine Woche oder auch noch länger- das konnte mir dieser damalige Junge, heute nach diesen vielen Jahren, auch nicht mehr sagen. Danach verständigte er diese alte rumänische Frau, die angebliche „Betreuerin“ meines Vaters, die sich danach um alles weitere gekümmert hatte. Wo und wie mein Vater im März 1946 beerdigt wurde, konnte mir 2002 dieser alte rumänische Mann, der damalige rumänische Junge auch nicht sagen. Es soll alles in aller „Stille“ erfolgt sein, ohne das da die Nachbarn davon etwas mitbekommen hatten. Da diese alte rumänische Frau, die angebliche „Betreuerin“ meines Vater, damals im März 1946, den Sterbefall meines Vaters in der Gemeindeverwaltung in Czudyn gar nicht gemeldet hatte, kann auch davon ausgegangen werden, dass sie den Leichnam meines Vater in ein Tuch oder einer Decke eingewickelt, in aller Stille, in seinem eigenen Garten begraben hatte und damit war für sie diese Sache erledigt. Danach zog diese alte rumänische Frau mit ihrer Tochter in das Haus meines Vaters ein und eignete sich diese gesamte Haus- Hof- und Feld-Wirtschaft für sich an. Doch als im Sommer 1946 dieses gesamte dortige Gebiet zum Militärgebiet erklärt und darauf das große Panzer-Übungsgelände errichtet wurde, da musste auch diese Frau mit ihrer Tochter dieses Haus verlassen und anderweitig im Ort umziehen. Dadurch hatte sie nicht lange und nicht viel vom Nachlass meines Vaters gehabt. Soweit einige Informationen von meinem ehemaligen rumänischen Schulfreund und Spielkameraden sowie jetzigen Zeitzeugen, über das Schicksal und dem Ende meines Vaters. Danach fuhren wir nach Czudyn und besichtigten wieder einige Häuser und Objekte. Es ist dort alles noch so, wie bei meiner 3. Besuchsreise im Jahre 1999. Auf dem Bahnhof in Czudyn erhielt ich noch folgende Informationen: - Der Personenzug aus Czudyn nach Hliboka und Storozynetz verkehrt täglich, morgens hin und nachts wieder zurück. Da die Abfahrtzeiten morgens um 04,00 Uhr und abends um 22,00 Uhr wieder zurück, sehr ungünstig liegen, ist dort nur ein sehr geringer Personenverkehr. - Die Entfernung von Czudyn nach Storozynetz per Eisenbahn beträgt 28 km und auf der Straße per Omnibus beträgt sie nur 16 km. Dadurch ist die Bahnfahrkarte viel teuerer als die Busfahrkarte und dazu hat der Omnibus bedeutend bessere Verkehrszeiten. Die Gemeinde Czudyn hatte im Jahre 2002 über 4.000 Einwohner. Die Gemeinde Krasnoilsk hatte im Jahre 2002 mit ihren vielen Ortschaften und den eingemeindeten Dörfern sowie Wohnsiedlungen über 12.000 Einwohner. Diese Gemeinde Krasnoilsk hat dort eine territoriale Ausdehnung nach allen Seiten von mehreren Kilometern und ihre Häuser gehen fast bis an die Wohnhäuser der Gemeinde Czudyn heran. Danach bin ich mit dem Auto, durch den Ortsteil Krasna Ilski ins Gebirge, in Richtung Lunka Frumoasa gefahren, um dort einen Aufstieg zu wegen, so weit es ging. Dieser Waldweg war da sehr steil, kurvenreich und zu Beginn etwas mit Schotter befestigt. Danach hatten wir nur noch einen losen Waldweg und danach nur einen Fußpfad. Dort oben im Gebirgswald –ganz abgelegen und in sehr ruhiger Berghanglage, auf diesem Berg wurde in den Jahren um 1990 ein massives Erholungssanatorium, ein Luftkurheim errichtet, welches heute noch im Betrieb ist. Es wir auch von einigen Ausländern als Luftkurort angenommen. Da es ab diesem Luftkur-Sanatorium mit dem Auto nicht mehr weiter ging, weil die Auffahrt zu steil und der weitere unbefestigte Waldweg sehr schlecht war, ließen wir das Auto dort stehen und bestiegen –ich und mein Kraftfahrer sowie Reisebegleiter- diesen jetzt sehr steilen Berg, noch einige Hundert Meter zu Fuß, bis mir die Luft knapp wurde und ich nicht mehr weiter konnte. Dabei erreichten wir dort auf diesem sehr hohen Berg ein ganz großes Kreuz aus Holz. Es war ein gläubiges orthodoxes „Bitt- und Betkreuz“ für den Regen in dieser Gegend. Wenn dort vom Frühjahr bis in den Sommer hinein zu lange Zeit kein Regen fällt, diese dortige überwiegend Lehmbodenerde austrocknet und von Spaltenrissen gekennzeichnet ist, dann drohen auch die dortigen landwirtschaftlichen Kulturen auszutrocknen bzw. zu verkümmern. Durch diese Dürre stehen dort eine Missernte und die Hungersnot bevor. In solchen Zeiten steigen sehr viele dortige orthodoxe Gläubige in einer geschlossenen Prozession aus der orthodoxen Kirche in Krasnoilsk zu diesem großen Kreuz im hohen Gebirge und verrichten dort an den großen Holzkreuz ihre Gebete und bitten dabei Gott um den so notwendigen Regen herab zu schicken. Von diesem sehr hohen Berg hatte ich, aus einer Lichtung heraus, eine aufgezeichnete Aussicht nach Norden, zu meinem Geburtsort Czudyn und auch zum Ortsteil Kornischor. Auf einen weiteren Aufstieg zur dortigen großen Waldlichtung „Lunka Frumoasa“ hatte ich –aus gesundheitlichen Gründen- verzichtet, weil ich es auch nicht geschafft hätte. Danach stiegen wir diesen Berghang wieder ab und fuhren mit dem Auto den gesamten großen Ort Krasnoilsk, mit den größten seiner Ortsteile ab, besichtigten alles und danach ging es ab nach Althütte. Auch in Althütte hatte ich mir zum 4. und letzten Mal alles nochmals angeschaut. Da es an diesem Tage schon etwas spät war und unser Reisebus aus Althütte bereits nach Czernowitz abgefahren war, da ließ ich mich mit meinem angemieteten Privatauto nach Czernowitz ins Hotel fahren. Damit war für mich und auch meinen Nachforschungen dieser Montag erfolgreich verlaufen und damit auch alles beendet. Am Dienstag, dem 02. Juni 2002, war unser 4. und letzter Aufenthaltstag in der Nordbukowina. An diesem 4. und letzten Aufenthaltstag in Czernowitz sowie in der Nordbukowina hatten wir mit unserem Reisebus noch eine Stadtrundfahrt durch Czernowitz unternommen, auch mit einer Besichtigung der einzelnen Stadtteile. Danach waren wir über den Fluss Pruth in Richtung Osten in die Stadt Sadagora sowie in weitere Ortschaften gefahren und hatten dort alles besichtigt. Der größte Fluss der Bukowina, ist der Pruth, der direkt östlich an der Gebietshauptstadt Czernowitz vorbei fließt. Dieser Fluss Pruth ist hier sehr breit, in den Sommermonaten sehr flach und hier gar nicht schiffbar. Darüber führt eine kilometerlange, massive und auch sehr breite Brücke. An diesem Tage hatte unsere Reisegruppe unterwegs gemeinsam in einer sehr schönen und auch sauberen sowie auch preiswerten Privatgaststätte zu Mittag gegessen. Eine große Schüssel ukrainische Soljanka mit 2 Scheiben Weißbrot und 0,5 l Bier kostete uns dort 7,12 Griwnia = 1,60 Euro, nach unserem Geld. Also für uns Deutschen noch mehr als preiswert. Am späten Nachmittag beendeten wir dann unsere allerletzte Rundreise in und um Czernowitz und bereiteten uns in unserem Hotel bereits auf die Abreise in die Heimat vor. Nach den letzten Abendessen in Czernowitz, diesem Hotel-Restaurant Tscheremosch, hatten wir unser Reisegepäck bereits im Reisebus verladen und nur noch unser Handgepäck für die Übernachtung behalten. Danach waren wir reisefertig und gingen auch frühzeitig zu Bett. Neben unseren vielen täglichen Erlebnissen in der rumänischen Südbukowina wie auch in der ukrainischen Nordbukowina, hatten wir durchweg schönes Wetter, blauer Himmel und Sonnenschein sowie Temperaturen um die 28 Grad. Alles in allem, war das rundum eine sehr schöne und erlebnisreiche Urlaubsreise durch die gesamte Bukowina, wo ich dann auch mit meinen Besichtigungen sowie auch Nachforschungen am Ende war. Mehr war hier nichts Neues zu sehen und bei meinen Nachforschungen auch nichts mehr zu erfahren. Da mir diese Bukowinareise im Jahre 2002 schon gesundheitlich bedeutend schwerer erschienen war und ich alles bereits vier Mal gesehen sowie dabei vieles erforscht hatte und noch mehr nicht mehr möglich war, war das dann meine allerletzte Reise in die Bukowina. Meine letzte Rückreise aus der Bukowina nach Deutschland Am Mittwoch, dem 3. Juli 2002 war unser 1. Rückreisetag aus der Nordbukowina nach Hause. Um 04,00 Uhr war für uns die Nacht zu Ende. Wir wurden wie immer, per Telefon durch die Rezeption geweckt und um 05,00 Uhr war Abfahrt –ohne Frühstück- mit Verpflegungsbeutel ab Czernowitz.Die Ausfahrt aus Czernowitz und dann auch weiter, verlief problemlos, jedoch nur recht langsam, wegen der dortigen schlechten Straßen. Um 10,00 waren wir an Lemberg (Lwow) vorbei gefahren und erreichten gegen 11,00 Uhr die ukrainisch-polnische Grenze bei Przemysl. Das Reisewetter war für uns angenehm, Sonnenschein und 29 Grad, im Reisebus 21 Grad. An der ukrainisch-polnischen Grenze war nur lockerer Grenzverkehr und kein Reisebus vor uns. Daher waren die Wartezeiten für uns günstig. Bei der ukrainischen Grenzpass-Kontrolle sowie auch auf der polnischen Seite mussten wir jeweils aus unserem Reisebus aussteigen und in einer Halle durch eine Kontrollschleuse gehen. Nach etwa knappen 2 Stunden hatten wir beide Kontrollen ohne Probleme hinter uns und konnten in Richtung Krakau weiter fahren. Eine Gepäckkontrolle gab es da nicht. So fuhren wir über Przemysl – Rzeszow – und Tarnow nach Krakau. Gegen 18,00 Uhr erreichten wir die polnische Stadt Krakau und damit unsere letzte Zwischen-Übernachtung. Es war ein sehr großes und auch ausgezeichnetes sauberes Hotel. Am Donnerstag, dem 04. Juli 2002 war unser 2. und letzter Rückreisetag nach Deutschland. Hier in Krakau hatten wir zunächst um 07,00 Uhr ein ausgezeichnetes Frühstück –vom Büfett- und danach gegen 08,00 Uhr die Abfahrt in Richtung Heimat. Wir fuhren unsere bereits bekannten Strecken von Krakau über Kattowitz – Oppeln – und Breslau, die alte deutsche Autobahn entlang, zur polnisch-deutschen Grenze bei Cottbus, wo wir um 14,00 Uhr ankamen. Nach einer zügigen polnischen und auch deutschen Passkontrolle im Reisebus, hatten wir bereits nach einer guten ½ Stunden diese Grenze verlassen und fuhren die Autobahn in Richtung Dresden – Leipzig – und Halle. So waren wir dann am Donnerstag gegen Abend, gesund und zufrieden wieder in Sittichenbach bei Halle, an unserer Abfahrtsstelle, jetzt unserer Endstation angekommen. Diese sehr interessante 4. Reiseroute im Jahre 2002, über Österreich - Ungarn und Rumänien, durch die gesamte Südbukowina und danach in die ukrainische Nordbukowina nach Czernowitz, hatte schon eine beachtliche Länge von etwa 2500 km und die Rückfahrt aus Czernowitz über Polen waren es auch etwa 1600 km. Somit hatten wir dann auf dieser kleinen Südost-Europa-Rundreise eine Strecke von insgesamt 4100 km zurückgelegt und dabei einige sehr schöne Erlebnisreise gehabt. Nun hatte ich im Jahre 2002 nicht nur meine ehemalige Heimat, die Nordbukowina und meinen Geburtsort Czudyn besucht und besichtigt sondern auch auf den Spuren meiner Vergangenheit eine kleine Balkan-Rundreise über Österreich – Ungarn – Rumänien – Ukraine und Polen gemacht. Danach waren wir mit allen meinen damaligen und heutigen Erlebnissen wieder gesund und zufrieden in Deutschland angekommen. So hat das Schicksal unsere gesamte Familie Kosiul in alle Winde verstreut und das bis ins Grab hinein. Mein Vater wurde im März 1946 in Czudyn beerdigt und liegt weit ab von mir –in der Nordbukowina- in ukrainischer Erde. Meine Mutter ist im September 1973 hier bei mir in Neubrandenburg in Mecklenburg verstorben. Mein ältester Bruder Adolf ist im September 1989 in Wama, Kreis Kimpolung in der Südbukowina verstorben und liegt dort in rumänischer Erde. Mein zweitältester Bruder Rudolf ist im Dezember 1941 in Istra, 35 km nordwestlich von Moskau gefallen und liegt dort in russischer Erde. Meine Schwester Elisabeth ist in Sachsen verstorben und ich als der Jüngste unserer Familie – der einzige Überlebende – bin Mecklenburger geworden und werde in dieser Erde meine letzte Ruhe finden. So haben die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und die persönlichen, menschlichen Schicksale der Mitglieder unserer Familie, uns alle auch territorial auseinander gerissen und bis in den Tod in vieler Länder verteilt. Diese meine 4. und letzte Reise 2002 in die Bukowina war eine besondere Reise. Ich hatte alle meine vier Reisen in die Bukowina -1996, 1997, 1999 und 2002- mit einem Reisebus unternommen, weil ich es mir mit meinem Pkw. und als Selbstfahrer –aus gesundheitlichen Gründen, als herzkranker Mann- nicht zugetraut hatte. Da aus Mecklenburg oder Berlin und Brandenburg keine Reisebusse in die Bukowina gefahren waren, war ich auf die Mitfahrgelegenheit aus den anderen östlichen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt angewiesen, weil die alten Bundesländer für mich Buchenlanddeutscher aus dem Nordosten Deutschlands als Anreise zu entfernt liegen. In Mecklenburg wohnen nur vereinzelte Buchenlanddeutsche großflächig verteilt und daher gibt es hier auch keinen Heimatverband der Buchenlanddeutschen. In Berlin und Brandenburg gibt es schon mehr Buchenlanddeutsche die -beide Bundesländer zusammen- auch einen Heimatverband haben. Sie hatten jedoch nicht den Organisator für eine eigene solche Busreise und daher fuhren sie auch mit dem Reisebus und den Landsleuten aus Sachsen-Anhalt in die Bukowina. Ich als einsamer und territorial wohnender Außenseiter Landsmann aus Mecklenburg/Vorpommern suchte für mich die beste und nächstliegende Gelegenheit, im Reisebus einer anderen Landsmannschaft mitzufahren und das war für mich immer Sachsen-Anhalt. Daher fuhr ich im Jahre 1996 und 2002 mit dem Reisebus des Reiseunternehmens Herbert Pohl aus Sittichenbach / Osterhausen bei Eisleben sowie westlich von Halle in Sachsen-Anhalt und in den Jahren 1997 und 1999 mit dem Reisebus des Reiseunternehmens Fuchs als Oschersleben bei Magdeburg. Der Reiseunternehmen Herbert Pohl aus Sittichenbach / Osterhausen war bereits im Jahre 1995 mit einer buchenlanddeutschen Reisegruppe aus dortiger Gegend, in der ukrainischen Nordbukowina zu Besuch. Daran hatte auch einer mir gut bekannter Landsmann Ambros Wawrik aus Mecklenburg daran teilgenommen. Dieser mir bekannte Landsmann brachte mir von dieser seiner Reise 1995 aus der ukrainischen Nordbukowina, Videofilme mit und viele Informationen, die ich in Vorbereitung unserer beider vorgesehenen Bukowinareisen für 1996 mir sehr gründlich angeschaut und ausgewertet hatte. Dabei informierte mich mein bekannter Landsmann über die dortige politische sowie soziale Lage und sagte mir, dass die dortige Bevölkerung sehr arm sei und man sich deshalb dort vorsehen muss, um von ihnen nicht überfallen und ausgeraubt zu werden. Dieser Hinweis veranlasste mich, meine dortige Nachforschungsarbeit zu überdenken, weil ich dabei dort alleine unterwegs sein werde und da wäre ein Raubüberfall schon denkbar sowie auch lohnend. Wenn wir deutsche Touristen am Tage dort unterwegs waren, da hatten wir unser mitgebrachtes Geld nicht im Hotel zurück gelassen, sondern es stets bei uns am Körper getragen. So z. B. hatte ich mein gesamtes mitgebrachtes Geld von mehreren Hundert Deutsche Mark –geheimnisvoll- immer in einem kleinen Lederbeutel aufbewahrt, den ich mir um den Hals, unters Hemd in meinen Busen gehängt hatte. Bei dieser Geldsumme hätte sich da ein ukrainischer Raubüberfall, für den Räuber, schon gelöhnt. Doch das wusste ja niemand! Diese spekulativen Gedanken über unsere dortige Sicherheit führten mich zu der Möglichkeit, dort für einige Tage mir einen ortskundigen bewaffneten Reisebegleiter anzunehmen, der gleichzeitig meinen Personenschutz gewährleisten sollte. In diesen Zeiten soll es da die Möglichkeit gegeben haben, sich dort einen bewaffneten Polizisten in Zivilkleidung für einige bestimmte Tage –gegen Bezahlung- anzunehmen und von diesem gesichert dort in der Gegend meine Nachforschungsarbeit zu betreiben. Doch als angeborener Pessimist trat bei mir auch die Frage auf, wie sicher ist das dort in der Gegend, mit einem dortigen Polizisten? Wie sicher ist der bewaffnete Mann für mich? Und wenn er mit einem Gehilfen bei mir einen Raubüberfall nur vortäuscht und sich danach mit diesem Gehilfen die Beute teilt? So hatte ich in Vorbereitung meiner vorgesehenen Bukowinareise für 1996 verschiedene Fragen. Doch dann entschloss ich mich, zunächst 1996 in die ukrainische Nordbukowina zu fahren, die ersten Tage zielgerichtet dazu zu nutzen, die dortige Lage einzuschätzen und erst danach meine notwendigen Maßnahmen zu meiner persönlichen Sicherheit zu treffen. Doch der Verlauf der ersten Tage hatte dort ergeben, dass diese Leute dort arm, hilfsbereit, arbeitsam sowie gastfreundlich und keine Diebe sind. Unsere persönliche Sicherheit war dort gut gegeben und daher waren da für uns keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen des Personenschutzes notwendig. Für meine vielfältigen Nachforschungsarbeiten an verschiedenen Orten war für mich da ein Pkw. mit Kraftfahrer notwendig, der für mich auch der ortskundige Reisebegleiter und wo notwendig auch der Dolmetscher in ukrainischer Sprache sein sollte und so hatte ich es dann dort auch erfolgreich praktiziert. Im Zuge meiner dortigen umfangreichen sowie zielgerichteten Nachforschungsarbeiten, bei meinen Bukowinareisen -1996, 1997, 1999 und 2002, die auch wie eine kriminalistische Ermittlungstätigkeit aufgefasst werden konnte, kam mir der Gedanke mich vorsichtiger zu verhalten, damit ich dort wegen Spionagetätigkeit nicht noch bei der Polizei angezeigt werde. Denn im Falle einer solchen Anzeige und einer darauf folgenden polizeilichen Festnahme sowie mehrere Tage polizeilicher Untersuchung, dann wäre unser Reisebus ohne mich nach Hause gefahren. Doch auch das war dort nicht eingetreten! Alle diese meine vier Bukowinareisen (1996, 1997, 1999 und 2002) waren für mich interessant sowie erlebnisreich und auch informativ, jedoch meine vierte und letzte Reise 2002 war dabei die Beste. Während im Jahre 1996 das Reiseunternehmen Pohl die Reiseroute durch Tschechien und die Slowakei in die ukrainische Nordbukowina genommen hatte und das Reiseunternehmen Fuchs im Jahre 1997 und 1999 über Polen in die ukrainische Nordbukowina gefahren war, fuhr im Jahre 2002 das Reiseunternehmen Pohl erstmals durch Bayern – Österreich – Ungarn – Rumänien – in die rumänische Südbukowina und danach auch in die ukrainische Nordbukowina und dann über Polen wieder nach Deutschland nachhause zurück. Im Jahre 2002 erfolgte auch für mich die Abfahrt ab Sittichenbach, dann über – Halle – Nürnberg – München – Passau – Wien – Budapest mit der ersten Zwischen-Übernachtung. Danach ging es in Ungarn über Solnok nach Rumänien hinein, durch Oradea und in Satu Mare mit der zweiten Zwischen-Übernachtung. Danach im nördlichen Rumänien die Waldkarpaten von Westen nach Osten überquert und durch das nördliche Gebiet Maramuresch in die rumänische Südbukowina, in ihre Bezirkshauptstadt nach Suczawa. Hier in Suceava –im Nordosten Rumäniens- gab es die dritte Zwischen-Übernachtung. Nach einer Stadtrundfahrt in Suceava und der Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten in der rumänischen Südbukowina, ging es dann über die Stadt Radautz und den Grenzübergang Sereth in die ukrainische Nordbukowina hinein und nach Czernowitz als unserem nächsten Reisezielort. In Czernowitz waren wir wieder –wie immer in jedem Jahr unserer Reisen- im größten Hotel „Tscheremosch“ -mit Frühstück und Abendessen- untergebracht. Von Czernowitz aus, unternahmen wir täglich, mit unserem Reisebus Fahrten nach Althütte usw. und besichtigten hier in der ukrainischen Nordbukowina einige Ortschaften und für uns interessante Sehenswürdigkeiten. 50 km von Czernowitz nach Süden entfernt, liegt das dort historisch bedeutsame Dorf Althütte, die erste dortige deutschböhmische Ansiedlung und Glashütte von 1793 in der Bukowina. Althütte war für unseren Reisebus immer in all den Reisejahren, die Endstation und Tages-Haltestelle. Hier kamen wir am Vormittag um etwa 10,00 Uhr mit unserem Reisebus an und gegen 17 Uhr fuhren wir von Althütte wieder mit unserem Reisebus ab nach Czernowitz in unser dortiges Hotel. Bereits in Czernowitz oder auch hier in Althütte, hatte sich jeder Mitreisende sein eigenes persönliches Tagesprogramm gestaltet. Mit angemietetem Privat-Taxi war man dort überall beweglich sowie mobil, konnte dort bequem alles abfahren und sich anschauen, was man vorhatte. Ich hatte dort mit angemietetem Privat-Taxi, ab Althütte jeden Tag mir mein eigenes Tagesprogramm gestaltet und nach meinen Interessen und Zielen die Besichtigungsorte besucht. Bereits von zu Hause, aus Neubrandenburg, bestellte ich mir telefonisch, laut meinem Reiseplan, dort in Althütte und Krasna meine mir bereits bekannten ukrainischen Kraftfahrer mit ihrem Privatauto als Privat-Taxi. Sie waren auch meine Reisebegleiter und Ukrainisch-Dolmetscher für ganz bestimmte Tage und kamen auch immer pünktlich sowie zuverlässig zu den von mir festgelegten Treffpunkten und Uhrzeiten. Von dort aus fuhr ich dann, nach meinen Zielen, mit diesen privaten Taxifahrern den ganzen Tag umher und suchte sowie besichtigte das, was ich mir vorgenommen hatte. Dabei besuchte ich bei allen vier Bukowinareisen meine Geburtsgemeinde Czudyn mit seinem Ortsteil Kornischor, was bis 1940 unsere Wohngegend war. Dort suchte ich den Standort unseres Wohnhauses mit dem damaligen Kleinbauern-Gehöft und dem damaligen Obst- und Gemüsegarten auf, wovon heute dort nichts mehr zu finden ist. Unser damaliges Flur- und Feld-Stück, ja die gesamte damalige deutsche Wohngegend wurde in den Jahren 1946 / 1947 abgerissen sowie platt gemacht und darauf ein großer sowjetischer Panzer-Truppenübungsplatz errichtet sowie als solcher auch bis 1990 benutzt. Ich besuchte alle vier Male meine ehemalige rumänische Volksschule im Ortsteil Kornischor, die ich dort von 1937 bis 1940 besucht hatte. Ich besichtigte in Czudyn jedes Mal unsere damalige deutsche römisch-katholische Kirche, in der ich im August 1930 kirchlich getauft wurde, die heute eine große Tischlerei-Werkstatt ist sowie weitere andere historische Gebäude der Gemeinde Czudyn. Auch war ich immer auf dem Sack-Bahnhof in Czudyn, von wo aus wir im Oktober 1940 –wie alle Buchenlanddeutschen- organisiert in einem Sonderzug in das Deutsche Reich umgesiedelt wurden. In unserem ehemaligen Wohngebiet Kornischor suchte ich stets nach alten Zeitzeugen der damaligen Zeit und fand auch einige alte Leute, die mir auch vieles aus dieser alten Zeit erzählen konnten. Einige Zeitzeugen kannten meinen Vater sehr gut, der 1940 nicht an der Umsiedlung teilgenommen, sondern dort in der Bukowina verblieben war und im März 1946 dort in unserem Wohnhaus in Czudyn –dem Ortsteil Kornischor- an einem Schlaganfall verstorben ist. Von diesen alten Zeitzeugen hatte ich über diese Gegend sowie auch über meinen Vater viele interessante Informationen erhalten, die mir vorher unbekannt waren. Ich suchte auch im Archiv der Gemeinde Czudyn, im Kreis-Archiv von Storozynetz sowie auch im Landes-Archiv in Czernowitz und fand dort auch viele Anhaltspunkte, auch im Original amtliche Dokumente sowie Kirchenbücher mit Angaben über unsere Familie und auch meinem Vater Anton Kosiul, für meine Familienforschung und unsere Familenchronik. Ich hatte dort noch –nach rund 60 Jahren- vieles gefunden und erreicht, jedoch nicht alles, was ich mir vorgenommen hatte, weil viele der brauchbaren Zeitzeugen bereits verstorben waren. Danach ging es mit unserem Reisebus von Czernowitz über Lemberg – Krakau – Breslau – und Cottbus – wieder nach Deutschland nach Hause. So hatte ich 4 Mal meine ehemalige alte Heimat die Bukowina besucht und wieder gesehen, dort viele historische Orte und Objekte besichtigt und doch noch eine bedingt erfolgreiche Familien-Forschungsarbeit betreiben können, was nach rund 60 Jahren noch machbar und erreichbar war. Dabei hatte ich –auf meiner vierten und längsten Bukowinareise 2002- die Spuren meiner schicksalhaften Vergangenheit verfolgt und dabei nicht nur vieles wieder gesehen, sondern auch sehr vieles historisch Interessantes erfahren. Mit dem Ende meiner 4. Reise in die Bukowina habe ich auch meine Reisen in meine ehemalige Heimat die Bukowina –aus gesundheitlichen Gründen- beendet und die dortige Familien- und Geschichtsforschung abgeschlossen.
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