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Willi Kosiul Autor
aus der Bukowina
Danach fuhr ich nach Krasna und habe dort die griechisch-orthodoxe Kirche von außen besichtigt, ein sehr großes und kunstvolles massives Bauwerk. Diese Kirche ist hier in Krasna, auch die einzige griechisch-orthodoxe Kirche in diesem Bereich. Die gläubigen Bewohner aller umliegenden Dörfer dieser Konfession kommen viele Kilometer weit hier her zum orthodoxen Gottesdienst. Unweit der orthodoxen Kirche von Krasna ist auch ein sehr großer orthodoxer Friedhof, ebenfalls für mehrere Dörfer der ganzen Umgebung dieses Bereiches, einschließlich auch für Althütte, Neuhütte und Czudyn. Trotzdem dieser Friedhof in Nutzung ist, sieht er auch so aus, wie es hier allgemein üblich ist. Nur dürftige Grabpflege und verwucherte Grabstellen. Doch allgemein besser als in Althütte und Czudyn, weil er gegenwärtig auch genutzt wird. Nach dieser Friedhofsbesichtigung in Krasna war es höchste Zeit nach Czudyn zur Gemeindeverwaltung zu fahren, da es bereits später Nachmittag geworden war. In der Gemeindeverwaltung von Czudyn erhielt ich die Information, dass dort über den Tod meines Vaters keinerlei Unterlagen vorhanden sind. Der Tod meines Vaters von März 1946 dort nicht registriert bzw. erfasst. Diese Verwaltungsangestellte erklärte mir, zur Rechtfertigung dieses Zustandes, dass in den ersten Jahres nach dem Krieg mehrere Menschen dort verstorben sind, ohne dass ihr Tod in der Gemeindeverwaltung gemeldet und registriert wurde. Die Menschen sind damals gestorben, wurden beerdigt und damit war die Sache erledigt. Wenn dabei nicht noch etwas Amtliches zu erledigen war, hat sich keiner weiter darum gekümmert. Somit war es für mich endgültig klar, dass da eine weitere Suche nach dem Ableben meines Vaters zwecklos war. Die dortige Angestellte war doch etwas findig. Sie hatte aus ihren alten archivierten Unterlagen ein dickes verstaubtes „Registraturbuch“ von 1944 herausgefunden und mir zur Kenntnis gegeben. Nach der Wiederbesetzung der Nordbukowina durch die Sowjetarmee im März 1944 wurde bereits im Juni 1944 eine Volks- und Viehzählung sowie eine Gebäudeerfassung und Landflächenregistrierung durchgeführt. Alle diese Ergebnisse der Erfassung von 1944 wurden in diesem dicken Buch registriert und dieses Buch ist heute dort noch vorhanden, alles gut geordnet und auch einwandfrei leserlich. Die Buchseiten, etwas größer als DIN A 4 hatten das Format eines Vordrucks mit Kopfleisten und Spalten, die ausgefüllt wurden. Darin hatte diese Angestellte für mich folgendes herausgefunden und die Buchseite aufgeschlagen, so dass ich mir das selber heraus schreiben konnte. In diesem alten verstaubten dicken Buch war folgende Registratur vorhanden, die in lateinischer Schrift dort eingetragen und auch eindeutig zu lesen war: Kosiul, Anton, Sohn des Andreas, geb. 1880 Bei Nationalität stand erst „Deutscher“ wurde dann durchgestrichen und drüber „Pole“ eingetragen. Als sein Eigentum ist dort registriert: 1 Haus, 1 Stall, 1 ha Land, 15 ar Garten, 5 ar Hausgrundstück, 0,85 Nutzland, 0,55 Wiese, 1 Kuh und 1 Kalb bis zu 1 Jahr. Das sind die Angaben meines Vaters bei der Erfassung und Registratur von Juni 1944 aus Czudyn. Nach meiner Auffassung ist das alles auch sehr korrekt nachweisbar und glaubwürdig. Wir hatten 1940 bei der Umsiedlung insgesamt 4 ha Ackerland, einen großen Obst- und Gemüsegarten, das Haus- und Hofgrundstück, 1 Pferd, 2 Kühe, 1 Kalb, 2 Schweine und Federvieh. Bei der Umsiedlung hatten wir das Haus meines Bruders Adolf zur Schätzung angegeben, weil es bedeutend kleiner war, als unser Haus. In diesem Zusammenhang ist dann mein Bruder Adolf mit seiner Familie zu meinem Vater in unser Haus eingezogen, welches er im März 1944 mit seiner Familie verließ, als er nach Westrumänien flüchtete und mein Vater dort alleine zurück geblieben war. Unser Land hatten wir bei der Umsiedlung 1940 zur Hälfte geteilt. Etwas über 2 ha behielt mein Vater sowie mein Bruder mit seiner Familie und etwas über 2 ha hatten wir für uns, der Umsiedlungkommission zur Erfassung und Registrierung angegeben. Davon hatte mein Vater bei der Erfassung durch die Gemeindeverwaltung im Juni 1944 auch nur die Hälfte, also etwas über 1 ha Ackerland, Garten, Wiesen, usw. als sein Eigentum angegeben. So ist alles in der Aufteilung und Erfassung sehr gerecht und korrekt gemacht worden. Das gesamte Vieh und unsere gesamte Hauswirtschaft wurden 1940 weder aufgeteilt noch ein Teil davon verkauft. Das alles hatten wir bei unserer Umsiedlung 1940 meinem Vater und meinem Bruder mit Familie hinterlassen. Mir ist durch meinen Bruder Adolf bekannt, dass er mit seiner Familie im März 1944 aus Czudyn mit einem Kuhgespann geflüchtet ist, also Wagen und 2 Kühe als Vorspann. Unser Pferd hatten sie bereits 1942 verkauft, als mein Bruder Adolf zum rumänischen Militär einberufen wurde. Nach diesen Eintragungen im Registraturbuch bei der Erfassung in Czudyn im Juni 1944 stimmt alles genau überein. Soweit zu den dortigen Eintragungen in Czudyn und der objektiven Realität. Unterlagen aus der Zeit vor 1944 sind dort in Czudyn nicht vorhanden. Angeblich sollen die rumänischen Verwaltungen im März 1944 beim Vorrücken der Front auf die Nordbukowina, auf der Flucht, alles nach Rumänien mitgenommen haben. Ab 1944 ist dort alles, was damals erfasst wurde, auch heute noch nachweisbar vorhanden, jedoch keine kirchlichen Unterlagen, keine kirchlichen Registraturen aller Konfessionen. Da mein Vater im März 1946 verstorben und sein Sterbefall dort auch nicht nachweisbar ist, ist es auch eindeutig, dass der Sterbefall 1946 dort in der Gemeindeverwaltung gar nicht gemeldet wurde. Nachdem ich hier in der Gemeindeverwaltung in Czudyn mir alles was möglich war notiert hatte, sind wir dann im Tempo nach Storozynetz gefahren, da wir bereits schon in Zeitnot waren. Im Archiv in Storozynetz wurden wir bereits von der Archivdame erwartet, jedoch ohne Ergebnis. Dort im Archiv in Storozynetz sind ab 1800 bis heute alle Geburten, Trauungen und Todesfälle der griechisch-orthodoxen Kirche säuberlich erfasst, geordnet und gut leserlich nachweisbar. Doch der Tod meines Vaters von März 1946 ist auch hier bei den Orthodoxen nicht erfasst worden. Von den römisch-katholischen Kirchen sind dort keine Registraturen oder Unterlagen vorhanden. Die Angestellte des Archivs in Storozynetz gab uns den Hinweis, dass die Kirchenbücher der römisch-katholischen Kirchengemeinden der Nordbukowina im Staatsarchiv in Czernowitz sein sollen und gab uns auch noch die genaue Anschrift, wo wir uns hin wenden sollten. Dann hatte ich mich bei der Angestellten des Archivs von Storozynetz für ihre Bemühungen in ihrer Freizeit bedankt und sie auch dafür honoriert. Da es schon abends war, machten wir dann Feierabend. Mein Reisebegleiter fuhr mich nach Czernowitz ins Hotel zurück und er kehrte zurück nach Krasna, nach Hause. Am Dienstag, dem 27. Juli 1999 hatten wir unseren 4. Aufenthaltstag in der Nordbukowina. Da unser Reisebus an diesem Tag eine Tagesrundfahrt nach Banilla, Augustendorf usw. unternahm, hatte ich da großes Interesse mitzufahren. Um 9.00 Uhr war, wie immer, Abfahrt vom Hotel Tscheremosch in Czernowitz. Zunächst fuhren wir nach Storozynetz mit einem kurzen Aufenthalt zur Stadtbesichtigung, einschließlich des dortigen Basars und seinem Markttreiben. Danach ging es weiter über Budenitz und Dawideny nach Banilla. Nach einem kurzen Aufenthalt in Banilla ging es ab nach Augustendorf. Hier hatten wir uns etwas länger aufgehalten, hatten die deutsche römisch-katholische Kirche von Augustendorf, von innen und von außen länger besichtigt und danach auch das daneben stehende ehemalige Wohnhaus des berühmten und bekannten deutschen römisch katholischen Pfarrer Sonntag aus Augustendorf. Dann wurde das ganze ehemalige alte deutsche Dorf Augustendorf besichtigt und sich an der Straße mit einigen dortigen Einwohnern unterhalten. Danach ging es mit unserem Reisebus wieder zurück zur Fernverkehrsstraße Czudyn – Storozynetz und dann rechts ab in Richtung Süden, nach Czudyn, Krasna und Althütte, wo wir uns dort mit noch einigen alten Leuten unterhalten hatten. Um 16.00 Uhr war an diesem Tage –wieder aus Althütte- die Rückfahrt nach Czernowitz, weil wir bereits um 18.00 Uhr Abendessen hatten. Um 19.00 Uhr hatten wir dort im Hotel ein großes Folklore-Kulturprogramm mit 7 Musikern und 18 Tänzern, die für unsere Reisegruppe an diesem Abend angagiert waren. So klang auch dieser erlebnisreiche Tag für uns aus. Am Mittwoch, dem 28. Juli 1999 war unser 5. und letzter Aufenthaltstag in der Nordbukowina. Für diesen letzten Aufenthaltstag hatte ich wieder Nachforschungsarbeit in meinem Programm. Nach dem täglichen Frühstück um 8.00 Uhr im Hotel, wartete bereits mein Kraftfahrer und Reisebegleiter aus Krasna um 9.00 Uhr mit seinem Auto vor unserem Hotel auf mich. Zunächst fuhren wir zum Staatsarchiv in Czernowitz. Hier in diesem Staatsarchiv in Czernowitz sind alle noch vorhandenen Archivunterlagen aus der ganzen Nordbukowina im Duplikat vorhanden, die heute noch existieren. Dort in diesem staatlichen Archiv sind die Kirchenbücher aller römisch katholischen Kirchengemeinden der Bukowina von 1860 bis 1918 in der Zweitschrift vorhanden, auch von dem Pfarramt Althütte, jedoch nur die Kindtaufen. Über Trauungen und Sterbefälle gibt es dort keine Kirchenbücher oder andere Registraturen. Nachdem mein Reisebegleiter der dortigen Angestellten erklärt hatte, woher ich komme und was ich suche – diese Dame im mittleren Alter konnte kein Wort rumänisch – war sie sofort bereit mir Auskünfte zu erteilen und auch amtliche Geburtsurkunden gegen Bezahlung auszustellen. Doch wir erklärten ihr, dass ich keine amtliche Geburtsurkunde benötige, sondern zunächst nur wissen möchte, ob im dortigen Archiv Kirchenbücher oder andere Registraturen der römisch-katholischen Kirchengemeinde von Althütte vorhanden waren. Wenn ja, dann wollte ich darum bitten, gegen Bezahlung, in diese Kirchenbücher oder Registraturen Einsicht zu nehmen und mir die Angaben über meine Familie selber heraus zu schreiben. In ihrem Büroraum war Platz genug, wo ich mich hätte hinsetzen können, um selber und in aller Ruhe meine Nachforschungen zu betreiben. Es wäre in ihrem Raum und unter ihrer Aufsicht und sie hätte, außer der Herausgabe dieser Unterlagen, damit weiter keine Arbeit. Doch meine Vorstellungen waren dort so nicht realisierbar. Diese Angestellte erklärte uns, dass sie die Original-Kirchenbücher, auch nicht zur Einsichtnahme heraus geben darf, sondern das muss sie alles selber machen. Ich sollte ihr die Namen der Personen angeben, die ich suche und sie würde mir danach alles heraus suchen. Ich kam also nicht umhin, mich auf diese Arbeitsweise einzulassen. So hatte ich ihr dann die Namen unserer Familie Kosiul und Statz in allen Schreibweisen auf einen Zettel geschrieben mit dem Hinweis „Kirchengemeinde Althütte“ und sie sollte mir nun alles über diese Namen heraussuchen und auflisten. Mit dieser Vorstellung und solch einem Auftrag war die Dame dann auch einverstanden. Doch jetzt ging es um den Termin. Wie viele Tage hätte sie dafür Zeit? Unsere Antwort darauf war, nur den heutigen Tag, weil ich morgen früh bereits wieder nach Deutschland abfahre. Das war dieser Angestellten zunächst alles zu kurz und zu schnell. Doch dann kam ihr die Einsicht, dass es bei mir nicht anders geht und sie stimmte meiner Bitte zu. Entweder heute oder gar nicht, war unsere und auch die Möglichkeit ihrer Wahl. So erklärte sie sich bereit, ihre heutige Arbeit liegen zu lassen und in meinem Interesse mein Anliegen vorrangig bis 17.00 Uhr zu erledigen, weil sie danach Feierabend hatte. Gegen 17,00 Uhr sollte ich dann dort im Archiv wieder erscheinen und mir die bestellten und angefertigten Unterlagen abholen. Mein Nachteil war, dass ich erst den letzten Tag vor unserer Abreise dieses Archiv gefunden und aufgesucht hatte. Doch früher ging es objektiv nicht. Denn ich wusste ja nicht, dass dort solch ein Archiv existierte, welches die alten Kirchenbücher von Althütte verwaltete. Mit so etwas hatte ich dort in Czernowitz gar nicht gerechnet. In meinem gesamten Nachforschungsprogramm hatte ich die Orte Althütte, Czudyn, Storozynetz und Czernowitz. Wobei ich bei Czernowitz die wenigsten Hoffnungen hatte und deswegen sollte der letzte Aufenthaltstag in Czernowitz für mich dort ausreichend sein. Mein Nachforschungsprogramm sah vor, von unten nach oben zu suchen und somit in Althütte damit anzufangen sowie in Czernowitz es zu beenden. Hätte ich das geahnt, dass ich in Czernowitz etwas finde, dann hätte ich für Czernowitz einen früheren Tag eingeplant. Doch ich gehe heute auch davon aus, dass ein früherer Tag in Czernowitz mir auch nicht mehr gebracht hätte, wie das danach auch der Fall war. Denn das, was dort machbar und zu finden war, haben wir auch am letzten Tag mit gutem Zureden und für Dollar erhalten. Mehr war nach meiner Auffassung, dort auch an einem früheren Tag nicht zu holen. Da ich pessimistisch war, ob dort auch die Kirchenbücher von Althütte archiviert sind, bat ich die Angestellte des Archivs mir jetzt so ein solches Kirchenbuch von Althütte im Original zu zeigen. Ich werde es gar nicht anfassen, sondern ich möchte nur sehen, wie es aussieht. Damit wollte ich sehen, was sie da für Kirchenbücher hat und ob da auch alles echt ist. Damit sie mir auch nichts vormachen konnte. Die Dame des Archivs war so einsichtig, ging in ihren Archivraum und kam bereits nach einigen Minuten mit solch einem alten Kirchenbuch von Althütte an. Doch das Material des Einschlages (Deckel) sowie auch der Farbton stimmen mit den Kirchenbüchern aus Althütte, die ich bereits an anderen Stellen gesehen hatte, überein. Dann hatte ich mir auch die Innenseiten, mit den Kopfleisten, den Eintragungen und Handschriften angeschaut und es stimmte alles mit meinen Kenntnissen über die Kirchenbüchern von Althütte überein. Die Kopfleiste war in lateinischer Schrift und lateinischer Sprache, wie ich das alles schon so kannte. Die Spalten waren in der gleichen Reihenfolge und auch so angeordnet, wie in den anderen Kirchenbüchern von Althütte. Die Eintragungen waren, wie üblich, handschriftlich, deutlich sowie sauber und gut leserlich geschrieben. Sie war in lateinischer Schrift und Sprache sowie auch teilweise in deutscher Sprache geschrieben. Die Handschrift war abschnittsweise die Gleiche und nach größeren Abschnitten war dann ein anderer Schreiber am Werk. Diese Kirchenbücher waren mit „Pfarrei Althütte“ gekennzeichnet. Jetzt war es für mich klar, dass diese Kirchenbücher hier in Czernowitz nicht die Originale von Althütte sind, sondern Duplikate waren, die anhand der schriftlichen Meldungen der Pfarrer aus Althütte über Geburten/Taufen damals an die Diezöse Czernowitz gemeldet wurden. Somit war ich von der Echtheit dieser dortigen Eintragungen und der Kirchenbücher überzeugt und mein Auftrag bzw. Bitte galt. Danach verließen wir dieses Staatliche Archiv mit der Absicht gegen 17.00 Uhr dort wieder zu erscheinen und meine bestellte Liste in Empfang zu nehmen. Nach dem Archivaufenthalt fuhren wir dann zur polnischen römisch-katholischen Kirche in Czernowitz. Dort hatte ich zunächst die Kirche von innen und außen besichtigt und suchte danach den polnischen Pfarrer, den wir auch fanden. Dieser polnische Pfarrer war ein Herr Doktor mittleren Alters und konnte nur ein paar Wörter deutsch sprechen, rumänisch überhaupt nicht. Als wir sein Zimmer betraten und ich „Guten Tag“ sagte, da erwiderte er mir den Tagesgruß mit „Grüß Gott“ was mich recht überraschte. Dieser polnische katholische Pfarrer war ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch. Er erklärte uns auf ukrainisch, dass er in seinem Archiv nur Kirchenbücher für die Kirchengemeinde Czernowitz hat und das er auch bereit ist, ehemaligen Czernowitzern die Einsicht in diese Kirchenbücher zu gewähren und sogar daraus abgeleitet Urkunden auszustellen, wenn es gewünscht wird. Viele deutsche Touristen, ehemalige Czernowitzer hätten schon sehr oft davon Gebrauch gemacht. Doch Kirchenbücher anderer Kirchengemeinden der Bukowiner sind nicht im Bestand seines Archivs. Als wir dort beim Czernowitzer polnischen katholischen Pfarrer im Gespräch waren, da kam zufällig der polnische römisch- katholische Pfarrer aus Storozynetz zu ihm zu Besuch. Schon nutzte ich auch diese Gelegenheit, diesen storozynetzer Pfarrer auszufragen. Es war ein noch junger und gesprächsbereiter Pfarrer, der aber weder deutsch noch rumänisch konnte. So lief nun die Verständigung über meinen Reisebegleiter auf ukrainisch. Dieser Pfarrer erklärte uns, dass er in Storozynetz nur Kirchenbücher der Kirchengemeinde Storozynetz hat und das auch erst ab dem Jahre 1946. Kirchenbücher anderer Kirchengemeinden waren auch in seinem Archiv nicht vorhanden. Damit war auch diese Nachforschung in der katholischen Kirche von Storozynetz ergebnislos erledigt. Mein Kraftfahrer und Reisebegleiter sowie Ukrainisch-Dolmetscher war am Montag und auch heute Dienstagvormittag sehr aktiv für mich tätig und recht behilflich, das Möglichste für mich zu erreichen. Ohne diesen wendigen, gebildeten, orts- und sprachkundigen Mann hätte ich das alles nicht so gut abklären und erledigen können. Nun gingen wir beide nach gut getaner Arbeit in eine Bar und hatten dort reichlich zu Mittag gegessen. Danach gingen wir zu mir ins Hotel, auf mein Hotelzimmer und hatten uns noch über viele Fragen, die ich hatte, verständigt. Nachdem wir das alles in meinem Hotelzimmer erledigt hatten, riefen wir telefonisch gegen 15.00 Uhr im Staatlichen Archiv von Czernowitz an und fragten, wie es da mit der Suche in den Kirchenbüchern aussieht. Die Antwort lautete: „Sie können schon kommen.“ So sind wir zum Archiv gefahren und diese Liste für mich war fertig erstellt. Ich nahm diese Liste und schaute sie mir in aller Ruhe intensiv an, um einzuschätzen, ob alle Personen zu meiner Familie gehören usw., um mich dann zu entscheiden, ob ich diese Liste annehme oder nicht. Diese Liste enthielt: - meine Eltern und ihre Geschwister, mit Namen, Vornamen, Geburtsdatum, Geburtsort - meine Großeltern, zum Teil mit ihren Geschwistern, - meine Urgroßeltern nur mit Namen und Vornamen .und - mein Bruder Adolf mit Namen, Vornamen, Geburtsdatum und Geburtsort. Da meine anderen Geschwister 1919 und noch später geboren wurden, waren sie bei dieser Registratur, die ja nur bis 1918 ging, leider nicht dabei. So war ich nach dieser Besichtigung und augenscheinlichen Prüfung dieser Liste, damit einverstanden und hatte sie anerkannt. Doch die ukrainischen Verwaltungsgebühren sollte ich dafür in Dollar bezahlen, was ich nicht hatte. Daher musste ich sofort zuerst zur ukrainischen Bank in Czernowitz gehen, dort meine Deutsche Mark in Dollar umtauschen und erst danach konnte ich dort im Staatsarchiv meine geforderten Verwaltungsgebühren bezahlen und bekam dann meine erarbeitete Liste ausgehändigt. So ist -alles in allem- auch dieser letzte Aufenthaltstag in Czernowitz sowie dieser arbeitsreiche Tag, doch noch gut und erfolgreich verlaufen. Schon gegen 16.30 Uhr stand ich mit meinem Privattaxi bereits vor dem Hotel Tscheremosch in Czernowitz. Ich hatte dann meinen Kraftfahrer und Reisebegleiter sowie Ukrainisch-Dolmetscher für alle seine Dienste, Mühen, seine Aktivitäten, der guten Unterstützung sowie seiner Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit herzlich gedankt und ihn auch dafür dementsprechend honoriert. Danach hatten wir uns sehr freundschaftlich verabschiedet. Ich ging in unser Hotel zurück und mein Reisebegleiter fuhr nach Krasna nach Hause. Heute am Abschiedstag gab es bereits um 19.00 Uhr Abendessen und anschließend nahtlos der Abschiedsabend mit Musik und Getränke. Wir hatten an diesem Tage zwei Geburtstagskinder unter uns, denen bereits beim Frühstück mit Blumen gratuliert wurde und erst jetzt konnte der Umtrunk nachgeholt werden. Jetzt abends war auch mehr Zeit zum Feiern. Die beiden Geburtstagskinder bekamen beide zusammen eine ganz große Torte, die auch für alle reichte. Der Geburtstagsgesang und die alkoholischen Getränke sorgten bald für eine gute und ausgelassene Stimmung. Die Drei-Mann-Hotel-Hausmusik, die wir auch schon von unseren vorherigen Bukowinareisen kannten, hatten heute Abend besonders Grund (die zwei Geburtstage und den Abschiedsabend) recht lustig und fleißig zur Unterhaltung zu spielen. Ihr dort aufgestellter empfangsbereiter Hut für unsere Geldgaben, mit der Öffnung nach oben auf einem Stuhl, kam an diesem Abend nicht gerade armselig sondern recht inhaltsreich davon. So hatten wir gegen 22.00 Uhr unseren letzten Aufenthaltstag in Czernowitz beendet. Dann ging alles aufs Zimmer die Koffer packen und schnell ins Bett, denn morgen früh um 3.00 Uhr war wecken und dann um 4.00 Uhr Abfahrt in Richtung Heimat. Die Rückfahrt aus Czernowitz und der Ukraine in unsere Heimat nach Deutschland Am Donnerstag, dem 29. Juli 1999, unser 1. Rückreisetag. Um 4.10 Uhr waren wir aus Czernowitz abgefahren, mit Verpflegungsbeutel aus dem Hotel. Bei der Ausfahrt aus der Stadt Czernowitz hatten wir schon am frühen Morgen Pech. Unser Reisebus wurde durch die ukrainische Polizei angehalten, Geschwindigkeitskontrolle ohne Radargeräte, nach Schätzung und dem eigenen Ermessen der dortigen Milizionäre. Eine Geschwindigkeit von 60 km/h war dort erlaubt und 80 km/h war angeblich unser Reisebus gefahren. Kein Auto auf der Straße, aber Gesetz ist Gesetz. Ich glaube, diese Polizisten hatten schon zielgerichtet auf uns gewartet. Sie lassen sich im Hotel informieren, wenn die ausländischen Busse abfahren und stellen sich auch darauf ein, diese ausländischen Reisebusse abzufangen und abzukassieren. Die wissen es auch schon erfahrungsgemäß, dass die Reisebusse sehr früh losfahren, um schneller an die Grenze zu kommen. Bei diesen Polizeikontrollen ist auch jede Begründung oder Diskussion überflüssig. Da muss schon bezahlt werden, was da verlangt wird. Diese nur kurze Ausfahrt aus Czernowitz kostete unserem Reisebusfahrer 70 Griwnia, was er jedoch in dieser Währung nicht hatte. Da die Busfahrer und auch wir Reisenden bei unserer Heimfahrt kein ukrainisches Geld mehr hatten, wurde im Reisebus gesammelt. Wir hatten zu tun, bei unseren 46 Mitreisenden diese Geldsumme zusammen zu bekommen, damit der Busfahrer seine Strafe bezahlen und danach weiter fahren konnte. Um 11.50 Uhr waren wir dann an der ukrainisch-polnischen Grenze angekommen. Nach etwa 10 Minuten Aufenthalt erfolgte bereits die ukrainische Personenkontrolle im Reisebus. Wir hatten da alle –wie gefordert- den Reisepass mit der Passbildseite geöffnet. Der ukrainische Kontrolleur ging durch und schaute sich im Durchgehen nur die Reisepässe an. So war in einigen Minuten bereits die erste Kontrolle erledigt. Doch diese schnelle Abfertigung war das Ergebnis von 30 DM Schmiergeld und 3 kleine Flaschen „Kümmerling“ für den Kontrolleur und wir durften gleich danach in die Busschleuse einfahren sowie die Grenze passieren. Wir hatten uns gefreut, dass es so schnell und gut voran ging. Das Wetter war auch an diesem Tage herrlich, Sonnenschein, nur locker bewölkt und 25 Grad. Um 12.20 Uhr kam dann der polnische Grenzkontrolleur in den Reisebus, sammelte alle Reisepässe ein und ging damit hinaus. Nach einer halben Stunde, also um 12.50 Uhr kam der Grenzkontrolleur zurück, übergab alle Reisepässe unserem Reiseleiter und wir konnten weiter fahren. Dann ging es ab in Richtung Krakau, wo wir dann um 18.10 Uhr bereits in Krakau im Hotel eintrafen. Hier waren wir auch in einem sehr schönen Hotel untergebracht. Um 19.00 Uhr gab es das Abendessen und dann individuelle Freizeitgestaltung. Manche unserer Mitreisenden gingen ins dortige Restaurant, manche auch in die Bar und einige hatten noch einen Stadtbummel um das Hotel unternommen. Doch die meisten unserer Reisegäste gingen bereits frühzeitig zu Bett, da sie von der ersten Tagesfahrt recht müde waren und am nächsten Tag war wieder bereits um 3.00 Uhr Wecken. An diesem Donnerstag, unserem 1. Rückreisetag- hatten wir 660 km von Czernowitz bis Krakau abgefahren und insgesamt 14 Stunden im Reisebus (einschließlich Pausen) verbracht. Da weiß man zum Schluss nicht mehr, wie man sitzen soll und wer etwas lange Beine hat, wo er die langen Beine lassen bzw. wie er die ausstrecken und halten soll. Da die Kniescheiben an den Vordersitz drücken, weil der Zwischenraum recht eng ist, wird auch das Sitzen im Reisebus einem zum Schluss lästig und behindernd. Die Temperatur im Reisebus wurde je nach Wunsch 20 bis 21 Grad geregelt und eingestellt und war im Allgemeinen eine angenehme Reisetemperatur. Doch die Klimaanlage erzeugt im Reisebus einen leichten Durchzug, so dass empfindliche Mitreisende ein leichtes Kratzen im Hals verspürten und einige sogar einen leichten Schnupfen bekamen. Auch die Temperaturunterschiede im Reisebus 20 bis 21 Grad und draußen bei den Aufenthaltspause 30 Grad, hatten bei älteren und empfindlichen Mitreisenden ihre Auswirkungen auf die Gesundheit derjenigen gezeigt. In der Bukowina hatten wir durchweg trockenes und recht warmes Wetter. Die Temperatur betrug überwiegend um 30 die Grad im Schatten, wie es dort üblich für den Juli ist. Die Erde war ausgetrocknet und aufgeplatzt, was auf eine lange Trockenheit hin deutete. Während unseres Aufenthaltes hatten wir an einem Nachmittag in Czudyn ein kräftiges Gewitter mit etwas Regen. Doch das war ein „Tropfen auf dem heißen Stein“. Das Gewitter verzog sich schneller als es kam und schon war alles wieder vorbei. Die leichte Abkühlung danach, brachte den meisten Nutzen. Einige Male hatte es in der Bukowina auch nachts etwas gedonnert und geregnet, doch morgens danach war die Erde wieder trocken, als wenn nichts gewesen wäre. Diese dortigen hohen Temperaturen, machten sich für uns besonders belastend bemerkbar, wo Besichtigungen anstanden und viel bzw. weite bergige Strecken zu laufen waren. Am Freitag, dem 30. Juli 1999, unser 2. und letzte Rückreisetag. Um 3.00 Uhr war im Hotel im Krakau telefonisches Wecken und um 4.50 Uhr war die Abfahrt in Richtung Westen, ohne Frühstück, nur mit Marschverpflegungsbeutel. Da hier in Polen die Straßen bedeutend besser sind als in der Ukraine, ging hier die Fahrt zügig voran. Um 8.15 Uhr waren wir in Opeln, um 10.15 Uhr fuhren wir bereits an Breslau vorbei, dann auf die alte Autobahn und um 12.45 Uhr waren wir an der polnischen Grenze. Um 13.05 Uhr war die polnische Grenzkontrolle im Reisebus. Die Reisepässe wurden eingesammelt, mitgenommen und sie nach einigen Minuten gleich wieder zurück gebracht. Um 13.17 Uhr konnten wir die polnische Grenze passieren und sind in Deutschland eingereist. Auf der gesamten Fahrt hatten wir keine Zollkontrollen an unserem Reisegepäck. Um 15.30 Uhr waren wir (mein bekannter Mitreisender und ich) in Michendorf bei Berlin – Autobahnraststätte - angekommen, wo wir auf der Hintour die letzten Zusteiger und jetzt auf der Rücktour die ersten Aussteiger waren. Ich ging zur Telefonzelle, rief –wie vereinbart- unsere Quartiergeber in Michendorf an und in einigen Minuten war das Auto da und holte uns ab, nach Michendorf zu unserer Übernachtungsstelle. Dort hatten wir uns frisch gemacht, später Abendbrot gegessen und dann auch rechtzeitig zu Bett gegangen, weil mein Bekannten sowie auch ich von der Reise recht müde war. Eine sofortige Anfahrt von Berlin – Michendorf nach Neubrandenburg nach Hause, wäre da für mich als Kraftfahrer zu anstrengend und zu belastend gewesen. Am Samstag, dem 31. Juli 1999 von Michendorf bei Berlin nach Neubrandenburg. Am Samstag früh sind wir dann beide in aller Ruhe in unserem Übernachtungsquartier in Michendorf aufgestanden, haben dort noch gut gefrühstückt, unsere Rechnung beglichen und sind dann mit meinem Auto nach Neubrandenburg nach Hause gefahren. Die Autobahn Michendorf in Richtung Hamburg – Rostock war am Samstag nicht so stark befahren, so das wir gut voran kamen und sind über Waren gegen Mittag bereits zu Hause gewesen. So wie wir gut zu Hause abgefahren sind, so sind wir auch wieder gut zu Hause angekommen. Es gab insgesamt in keiner Weise Probleme. Nun war ich zum 3. Mal in der ukrainischen Nordbukowina, ohne das ich dort noch entfernte Verwandte hätte. Mein Anliegen war, meine ehemalige alte Heimat, meinen Geburtsort, meine Geburtsstätte, unser Haus und Hof sowie unseren Berg, auf dem wir wohnten und die nähere Umgebung unseres Berges noch einmal zu sehen. Ich wollte meine Schule nochmals sehen, die große Hutweide, auf der wir Kinder sehr oft und viel gespielt hatten sowie auch den Bahnhof, der Ausgangspunkt unserer Umsiedlung 1940 und die Abfahrtsstelle nach Deutschland war. Auch unsere ehemalige Landeshauptstadt der Bukowina Czernowitz sowie unsere Kreisstadt Storozynetz hatte ich als Kind nie gesehen. Das alles wollte ich jetzt nach über 56 Jahren erstmals bzw. wieder sehen. Auch interessierten mich, das Schicksal meines Vaters der ja 1940 dort geblieben war sowie viele Fragen der Geschichte unseres Landes. So habe ich bei meinen 3 Reisen -1996, 1997 und 1999- mit je 4 bis 6 Tagen direkten Aufenthalt dort, alles Mögliche unternommen, um das Programm meiner Vorstellungen zu verwirklichen. Meine Vorstellungen und mein Nachforschungsprogramm waren viel größer sowie umfangreicher, als das dort vor Ort in den wenigen Tagen erforscht und geklärt werden konnte. Auch mein Gesundheitszustand mit meinen Herzrhythmusstörungen, meinem elektrischen Herzschrittmacher usw. hatten bei mir nicht noch mehr körperliche sowie geistige Aktivitäten zugelassen, um mich nicht noch mehr anzustrengen und zu überfordern. Denn eine Störung des eingestellten Programms meines Herzschrittmachers hätte dort in der Bukowina auch mein Ende bedeuten können, weil es damals dort nicht die medizinische Technik gab, meinen gestörten Herzschrittmacher wieder zu korrigieren. Auch hatte ich meine dritte Reise in die Bukowina 1999 schon mit einigen gesundheitlichen Problemen begangen, wo dort vor Ort auch die Einnahme meiner mitgebrachten Medikamente notwendig war. Daher hatte ich davon meine Schlussfolgerung abgeleitet, dass das 1999 meine dritte und letzte Reise in die Bukowina war. Ich habe da alles, was ich wollte gesehen und das was nicht mehr da ist, zur Kenntnis genommen und die Umstände erfahren. Auch habe ich über meinen Vater alles erfahren, was nach so vielen Jahren überhaupt noch möglich war. Meine Nachforschungen über unsere Familie und dazu die Kirchenbücher von Althütte waren systematisch an allen möglichen Orten intensiv und erschöpfend erfolgt, so dass auch auf dieser Strecke nicht mehr zu erfahren war. Somit habe ich insgesamt gesehen, mit diesen 3 Reisen alle meine Vorstellungen und Vorhaben verwirklicht und alles erledigt. Was hier und da eventuell noch nicht ganz beantwortet ist –wie auch die dortige Beisetzung meines Vaters 1946-, muss leider so offen bleiben, weil vieles heute nach diesen vielen Jahren einfach nicht mehr zu klären ist. Damit und mit diesem Ergebnis schließe ich meine drei Bukowinareisen von 1996, 1997 und 1999 sowie die dortigen Nachforschungen endgültig ab. Doch im Jahre 2002 kam es dann ganz anders! - Ende -
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