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Czernowitz alleine hatte im Jahre 1939 = 111.147 Einwohner, davon waren 13.062 Deutsche = 11,8 %.
Zur Zeit der Umsiedlung nach Deutschland, im Oktober 1940, hatte Czernowitz (mit ihren 5 Vorstädten) über 130.000 Einwohner.
Die Mehrzahl davon waren Rumänen, die zweitgrößte Gruppe waren die Ukrainer, etwa 20.000 Deutsche, 10.000 Juden und noch
andere Nationalitäten und Minderheiten. Fast alle Deutschen sind 1940 nach Deutschland ausgewandert. Heute leben in Czernowitz
nur noch etwa 250 Deutsche, als Mischlinge aus Mischehen anderer Nationalitäten abstammend.
Czernowitz war in österreichischer sowie auch in rumänischer Herrschaftszeit schon immer eine Garnisonsstadt. Im Jahre 1940 hatte
Czernowitz 5 Kasernen mit 10.000 Soldaten. Die im Jahre 1840 in Czernowitz erbaute deutsche römisch-katholische Kirche ist
verhältnismäßig noch gut erhalten und steht unter der Herrschaft der polnischen Kirche. Sie wird von den Polen sowie auch von den
dort noch lebenden wenigen Deutschen benutzt bzw. besucht. 1989 hatte Czernowitz etwa 257.000 Einwohner und heute sollen es
etwa 300.000 Einwohner sein. Die Gebäude und Straßen sind in Czernowitz schon sehr herabgewirtschaftet und sanierungsbedürftig.
Die meisten Objekte sind auch heute noch, wie damals beim österreichischen Kaiser Franz Josef angelegt und errichtet worden. Sie
wurden benutzt, aber kaum was daran gemacht.
Der Friedhof in Czernowitz sieht nicht viel besser aus, als der in Althütte oder Czudyn. Überwiegend ungepflegt, die meisten Gräber mit
wildem Gras und Unkraut überwuchert. Nur einzelne Gräber mit Betoneinfassung bzw. Betonplatten sehen etwas besser aus.
So waren unsere Stadtrundfahrt und die Besichtigung von Czernowitz wohl interessant, informativ und erlebnisreich, aber zugleich
auch enttäuschend über die Ordnung, Sauberkeit sowie den Zustand der Bauten, Häuser und Straßen.
Da dort gegenwärtig kein Geld vorhanden ist, besteht auch keine Aussicht auf Reparaturen, auf die Instandsetzung oder gar eine
Restauration bzw. Modernisierung dieser Gebäude, Häuser und Straßen.
Im Sommer 1941 wurden in Czernowitz, nach der Wiederbesetzung der Nordbukowina durch rumänische Truppen, etwa 34.000 Juden
aus der Stadt und Umgebung in Arbeitslager deportiert und viele davon auch gleich hingerichtet.
Weitere etwa 16.000 Juden durften in Czernowitz in einem Getto (abgesperrtes Stadtgebiet) mit Ausgangsverbot verbleiben.
Czernowitz hatte im Jahre 1970 insgesamt 186 812 Einwohner.
Das gesamte ukrainische Gebiet um Czernowitz, (heute Gebiet Czernowitz genannt) also der Nordbukowina hat heute eine territoriale
Größe von 8.100 qkm und hatte im Jahre 1996 etwa 930.000 Einwohner. Davon sollen 70 % Ukrainer, 6 % Russen, 2 % Juden und
andere Nationalitäten sein. Von der dort lebenden rumänischen nationalen Minderheit, die dort die zweitgrößte Volksgruppe
darstellt, wird offiziell gar nicht gesprochen, weil sie statistisch zu den Ukrainern gezählt wird. Dort gibt es auch nur einsprachige
ukrainische Volksschulen. Die rumänische Muttersprache wird dort nur zu Hause durch die Eltern, ihren Kindern weiter vermittelt.
Soweit einige Gedanken aus der Stadtrundfahrt und der Besichtigung von Czernowitz sowie aus Informationen über diese
Landeshauptstadt.
Am Dienstag, den 04. Juni 1996 –dem 5. Aufenthaltstag- machten wir mit unserem Reisebus und unserer ukrainischen Reiseführerin
sowie Dolmetscherin eine Tagesfahrt in das Gebiet um Czernowitz. Hierbei besichtigten wir ein ehemaliges Kloster der Lippowaner
(einer dortigen nationalen Minderheit), welches heute nur noch eine Kathedrale dieser Lippowaner ist. Es liegt östlich von Czernowitz.
Auch die abgefahrene Umgebung von Czernowitz, war bei schönem Reisewetter, Sonnenschein und 36 Grad im Schatten, sehr
interessant und schön.
Mein letzter Aufenthaltstag in Czernowitz und in der ukrainischen Nordbukowina
Am Mittwoch, dem 05. Juni 1996 –dem 6. und letzten Aufenthaltstag in der ukrainischen Nordbukowina- fuhren wir mit unserem
Reisebus, das letzte Mal nach Althütte, mit dem Ziel dort einen Tagesausflug ins südliche Gebirge und damit auf die berühmte
Waldlichtung „Lunka Frumoasa“ zu unternehmen. Dort wurde 1820 die fünfte und letzte Glashütte der Bukowina –in etwa 800 m Höhe-
errichtet und betrieben, die während des Ersten Weltkrieges 1916 abgebrannt war und danach nicht wieder errichtet wurde.
Da für diesen Tag ein Ausflug aus Althütte ins Gebirge zur „Lunka Frumoasa“, eingeplant war, wurden dafür fünf private Pkw.
organisiert und diese zu 10,00 Uhr nach Althütte bestellt.
Dort im Gebirge auf einer Gebirgslichtung, „Lunka Frumoasa“, wo einst diese Glashütte stand, gab es einen Familienbetrieb mit einer
großen Schafherde, der dort vom Frühjahr bis in den Herbst hinein stationiert ist.
Mehrere Schäfer zogen im Frühjahr mit ihren Familien und ihrem Haushalt sowie ihrem gesamten Hausvieh, mit mehreren hundert
Schafen (die verschiedenen Familien gehören) dort ins Gebirge hinauf, wo sie sich auf einer großen freien Weidefläche niederlassen
und dort den Standort ihrer Sommerhütte errichtet hatten.
Dabei nahmen sie ihre eigenen Schafe sowie auch viele Schafe anderer Dorfbewohner mit auf diese Sommerweide hinauf. Dort
blieben diese Schäferfamilien mit ihrer großen Schafherde im Freien, vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein.
Dort auf diesen Bergen werden die Schafe geweidet, gemolken und auch der Schafskäse aller Art hergestellt, der dann im Herbst auch
an die anderen Schafbesitzer verteilt wird. Für ausländische Touristen waren das die pure Natur und eine große Attraktion.
Dort konnte man ganz frischen Schafskäse zu Mittag essen, Schafskäse zum Mitnehmen kaufen und in Ruhe alles besichtigen wie dort
der Schafskäse hergestellt und was dort in den Bergen auch alles gemacht wird.
Deswegen hatte sich unsere Reisegruppe für diesen Tag diese Exkursion vorgenommen, um dort in den Bergen alles zu sehen und zu
erleben. Dazu hatte unser Organisator, der deutsch sprechende ukrainische Schuldirektor von Althütte, für diesen Tag alles organisiert
und vorbereitet. Zu 10,00 Uhr waren da mehrere private Pkw. für uns als Taxi bestellt, damit wir mit diesen bestellten Autos ins Gebirge
hinauf fahren konnten, soweit es dort möglich war.
An diesem Mittwoch waren wir wieder mit unserem Reisebus von Czernowitz bis nach Althütte gefahren und der Reisebus blieb wie
immer, dort an der Bushaltestelle in Althütte den ganzen Tag stehen. Aus Althütte geht es da –verkehrsmäßig- nicht mehr weiter, da
die Straße dort zu Ende ist. Althütte ist das letzte Dorf vor dem Beginn des Gebirges. Aus Althütte weiter, gehen da nur noch Feldwege
und unebene Waldwege hinauf ins Karpatengebirge.
Bereits vor diesem Reiseunternehmen ins Gebirge, wurde uns erklärt, dass von Althütte bis zur Sennhütte „Lunka Frumoasa“ es etwa
16 km waren, dabei schlechter Waldweg, der dazu auch noch stets bergauf verlief und dann dort eine Höhe von etwa 800 m erreicht
hatte. Die aber dafür bestellten Pkw. konnten dort nur etwa 10 km hinauffahren. Danach wurde die dortige Zufahrtstraße so schlecht,
dass unsere dortigen Mitfahrenden die restlichen 6 km zu Fuß und immer höher bergauf bewältigen mussten.
Nach den ersten gefahrenen 10 km sollten die Autos tagsüber dort im Gebirge stehen bleiben und auf die Rückkehr ihrer Fahrgäste
warten, die dann am Nachmittag hier eintreffen sollten, um von hier wieder gemeinsam nach Althütte zurück zu fahren.
Unsere Touristen sollten die weitere Wegstrecke von etwa 6 km bergauf zu Fuß zurück gelegen und bewältigen, bis sie das Ziel –diese
Sennhütte- erreichen werden. Dort oben hätten sie genügend Zeit, um sich alles anzuschauen, dort auch zu Mittag zu essen und
danach den Rückweg wieder anzutreten.
Die Erläuterung dieser Sehenswürdigkeit der Sennhütte auf der Gebirgslichtung „Lunka Frumoasa“, durch unseren Schuldirektor von
Althütte Herrn Kljuch war schon einladend und verlockend, doch der schwere Aufstieg dorthin, war für manche unserer alten Rentner,
auch bedenklich und schwer, es mit ihren schwachen Kräften doch zu schaffen.
Als wir dann an diesem Mittwoch gegen 10,00 Uhr mit unserem Reisebus in Althütte ankamen, da standen bereits einige der bestellten
privaten Autos mit Kraftfahrer und warteten schon auf uns, als ihre Fahrgäste ins Gebirge, damit sie bei dieser Fahrt etwas Geld
verdienen konnten.Unsere Leute verließen an diesem Tage eilig unseren Reisebus –um in einem Pkw. Platz zu erhalten- und bestiegen
sofort, mit je 4 Fahrgästen, diese wartende PKW, die danach auch gleich hintereinander los fuhren.
Da ich mir beim Aussteigen aus unserem Reisebus Zeit ließ, dabei höflich sowie bescheiden und zurückhaltend war, war ich einer der
letzten Aussteiger. Zu dieser Zeit war ich mir selber noch nicht schlüssig, ob ich mit meinen Herzrhythmusstörungen und als Träger
eines Herzschrittmachers, ins Gebirge fahren sollte, oder lieber dort in Althütte meinen Nachforschungen nachgehen wollte.
Da aber die bestellten und bereits hier anwesenden Pkw. nicht ausreichten um alle unsere Leute aufzunehmen, waren alle Autos
bereits besetzt und auch schon abgefahren. Dadurch blieb ich mit noch einigen unserer Leute zurück. Wir sollten auf noch kommende
Pkw. warten und damit dann der „Karawane“ ins Gebirge folgen.
Dieses Unternehmen –die Fahrt ins Gebirge- erschien für mich, an diesem Tage bei der dort vorhandenen Hitze, aus gesundheitlichen
Gründen als zu strapaziös. Mich hatten die bisherigen Ereignisse der Besichtigung meines Geburtsort Czudyn sowie deren
Nachforschungen noch nicht befriedigten und deswegen auch mehr interessiert.
Deswegen hatte ich mich dann dort in Althütte spontan entschlossen, nicht ins Gebirge zur Sennhütte nach „Lunka Frumoasa“ zu
fahren und auf die Besichtigung der dortigen Schafherde sowie der Herstellung des Schafkäses zu verzichten.
Ich entschied mich, an diesem letzten Aufenthaltstag in der Nordbukowina, lieber nochmals in meine ehemalige Heimatgemeinde
Czudyn und seinem Ortsteil Kornischor zu fahren und dort weitere Nachforschungen zu betreiben.
Wie sich danach heraus gestellt hatte, hatte ich mich doch richtig entschieden.
Bereits an diesem Abend hatte ich von einigen unseren Leuten –die da ins Gebirge mitgefahren waren- gehört, dass diese Gebirgsfahrt
zur Besichtigung der Sennhütte und der dortigen Schafskäseherstellung für sie sehr anstrengend war. Da war ich froh, dass ich nicht
da mitgefahren war, sondern mich anders entschieden hatte.
Schon die Sitzmöglichkeit auf der Fahrt ins Gebirge, mit 4 Fahrgästen in einem Auto, war sehr eng. Dann diese unebenen verfahrenen
Waldwege ins Gebirge hinauf und danach noch etwa gute 2 Stunden Fußmarsch bergauf, im Juni bei dieser dortigen Hitze, war
besonders für ältere und gesundheitlich angeschlagene Mitreisende viel zu anstrengend.
Auch der Rückmarsch und die Rückfahrt bergab waren nicht viel leichter.
Die „Gebirgsfahrer“ waren an diesem Nachmittag froh, als sie bei ihrer Rückkehr wieder in Althütte an unserem Reisebus angelangt
waren.
Als nach 10,00 Uhr noch weitere bestellte Pkw. an unserer Bushaltestelle in Althütte eingetroffen waren, da suchte ich mir davon einen
Fahrer aus, der etwa meinen Vorstellungen entsprach und sprach diesen an, mit mir für den ganzen Tag nach Czudyn zu fahren.
Dieser Fahrer war erfreut einen Fahrauftrag zu erhalten und war sofort bereit mit mir nach Czudyn zu fahren.
Wie der Fahrer mir danach gesagt hatte, fuhr er lieber mit mir nach Czudyn, als in den Karpatenwald und in das dortige steile Gebirge
hinaus, wo die Waldwege auch sehr schlecht waren. Dieser Fahrer war aus Czudyn , etwas über 30 Jahre alt, war rumänischer Herkunft
und sprach daher perfekt rumänisch. Er war vom Beruf Lehrer, also ein gebildeter Mann und konnte mir aus seinen Kenntnissen auch
einige für mich brauchbare Informationen geben.
Bei meinen Nachforschungen war er auch sehr aktiv sowie hilfsbereit. Er war redegewandt, zeigte dort überall ein sicheres Auftreten
und unterstützte mich an verschiedenen Stellen auch als ukrainischer Dolmetscher.
Ich war mit diesem Fahrer von Althütte nach Czudyn gefahren und hatte, wie am Sonntag, zunächst die gesamte Stadt kreuz und quer
abgefahren, mir in aller Ruhe alles nochmals angeschaut, so Manches noch fotografiert und mir von meinem neuen Fahrer und
Reisebegleiter es erläutern und erzählen lassen.
Dabei gab es für mich keine wesentliche neue Informationen, sondern nur Wiederholungen und Bestätigungen, der bereits
vorhandenen Fakten. Dieses zweite Mal war ich nicht mehr so aufgeregt, sondern ruhig, besonnen und gelassen, weil ich es von
meiner ersten Besichtigung schon kannte und es für mich keine Überraschung mehr war.
An diesem zweiten Tag der Besichtigung von Czudyn hatte ich alles klarer und auch viel bewusster wahrgenommen und auch
aufgenommen.
Nachdem wir alles in der Stadt besichtigt hatten, fuhren wir wieder in meinen Vorort Kornischor.
An der Schule in Kornischor machten wir wieder Halt und ich hatte mir noch einmal alles angeschaut.
An diesem Mittwoch war die Schule offen und eine Klasse hatte gerade Unterricht. Da mein Reisebegleiter vom Beruf Lehrer war, zu
dieser Zeit arbeitslos, diese Schule und auch die Lehrerin gut kannte, ist er mit mir in das Schulgebäude und auch in den Klassenraum
hinein gegangen, wo gerade dort Unterricht war. Die dortige Lehrerin hatte dort, nach der Vorstellung meiner Person durch meinen
Reisebegleiter, den Unterricht unterbrochen und sich auf Rumänisch eine längere Zeit mit mir unterhalten. Sie war auch sehr
überrascht, dass ich einst Schüler dieser Schule war. Danach durfte ich das gesamte Schulgebäude von innen und auch den
Klassenraum besichtigen. Die gesamte Ausstattung des Klassenraumes und auch der Schule war sehr primitiv, so Manches ramponiert,
defekt, unordentlich und unsauber. So wie die Schule von Außen aussah, so sah sie auch im Inneren aus.
Die Lehrerin war sehr gastfreundlich und nett. Sie hatte mir vieles über diese Schule erzählt und zeigte mir die Schule von innen und
außen. Sie erklärte mir auch, dass diese Schule die Kinder des Ortsteils Kornischor nur von der 1. bis zur 3. Klasse besuchen. Ab der 4.
Klasse müssen dann alle Kinder 3 km nach Czudyn zur dortigen großen Schule –in die Zentralschule- bis zur 10. Klasse gehen.
Ich erzählte dieser Lehrerin, dass ich von 1937 bis 1940 diese damalige rumänische Volksschule besucht hatte, wie es damals hier
aussah und welche Ordnung und Disziplin damals hier herrschte. Wir hatten damals einen sehr strengen Lehrer, der die Schulkinder
bei jeder kleinen Gelegenheit mit einem Rohrstock oder auch mit der flachen Hand geschlagen hatte.
Die deutschen Kinder hatte er besonders gern und intensiv geschlagen.
Wir deutschen Kinder durften unter uns kein Wort „deutsch“ sprechen, auch nicht in den Pausen. Wenn sich ein deutsches Kind mal
vergessen und zu den anderen deutschen Kindern deutsch gesprochen hatte oder auch nur was fragte, dann wurde es gleich dafür
verprügelt.
Ich erzählte der Lehrerin, dass unser Schulgebäude, die Einfriedung, unser Schulhof, der Appellplatz, Schulgarten und Haupteingang
sehr sauber und stets gepflegt aussahen. Das mussten wir Schulkinder damals alles pflegen und sauber halten.
Sie hörte sich alles aufmerksam von mir an und war darüber sehr erstaunt.
Zur jetzigen Schule und den Zustand sagte sie zur mir: „Wir haben kein Geld, um das alles zu reparieren und in Ordnung zu bringen
sowie die Außenanlagen in Ordnung zu halten“. Ich bedankte mich bei der Lehrerin für die informative und nette Unterhaltung,
entschuldigte mich für die Störung des Unterrichts, verabschiedete mich und fuhr weiter.
Dann fuhr ich mit meinem Reisebegleiter weiter und suchten wieder in den Häusern alte Leute auf, die unsere alte Zeit erlebt hatten
und kannten, die mir noch einiges über meine Familie erzählen könnten. So hatten wir in den einzelnen Häusern, unserer ehemaligen
Wohnumgebung, mehrere alte Frauen und Männer ausgekundschaftet, die meine Eltern und unsere Wirtschaft gut kannten.
Doch was ich über meinem dort zurückgebliebenen Vater zielgerichtet noch wissen wollte, war auch hier nicht mehr zu erfahren.
Eine ältere Frau gab uns einen guten Hinweis, der für mich als ein Lichtblick erschien und dem ich sofort nachgegangen war.
Diese Frau sagte mir, dass sie hier in der Nähe eine ganz alte Frau kennt, die 93 Jahre alt und hier geboren ist und deswegen meine
Eltern sehr gut kennen müsste.
Danach hatten wir sofort das Haus und auch die ganz alte Frau gesucht sowie auch gefunden. Sie lebte bei ihrer Tochter.
Die Unterhaltung und zielgerichtete Befragung dieser alten Dame ergab, dass sie meine Eltern, meine größeren Geschwister, unser
Haus und unsere Wirtschaft sehr gut kannte, sich aber im Detail an sehr viele Dinge nicht mehr erinnern konnte.
Bei unserer Verabschiedung von dieser Familie bedauerte die Tochter ebenfalls, mir nicht helfen zu können. Sie bat bei ihrer Mutter
um Nachsicht, weil sie bereits „verkalkt“ sei, deswegen Gedächtnisschwund hat und sich an vieles nicht mehr erinnern kann.
Damit war hier, meine so erfolg versprechende Mission, erfolglos verlaufen und damit auch beendet.
Im Zuge meiner Nachforschungen in diesem Ortsteil Kornischor erhielt ich auch noch den Hinweis, dass sich hier in diesem Ortsteil
noch eine Familie Kornetzky befindet, die meine Eltern und Geschwister sehr gut kannte. Diese Familie Kornetzky waren Verwandte
meiner Schwägerin, der Frau meines ältesten Bruders Adolf, der bis März 1944 bei meinem Vater in unserem Wohnhaus gewohnt hatte
und danach mit seiner Familie nach Rumänien geflüchtet war. Diese Familie Kornetzky wohnte schon immer dort am Waldrand des
Gemeindewaldes, an der großen Gemeinde-Hutweide und der Mann arbeitete auf der dortigen verkleinerten Kolchose.
Da wir gerade dort in der Nähe der Kolchose waren, fuhren wir zu dieser Kolchose, suchten und fanden auch diesen Mann Kornetzky
bei der Arbeit. Als ich mich dort beim Herrn Kornetzky vorstellte hatte, wer ich bin und wo ich her komme, da war Herr Kornetzky
sofort im Bilde und auch bereit, mir sofort bei meinen Nachforschungen zu helfen. Doch dazu brauchte er die Freistellung von der
Arbeit. Wir suchten dort auf dem Hof der Kolchose seinen Brigadier auf und ich trug dem Brigadier mein Anliegen vor. Der Brigadier
hatte sofort dafür Verständnis und erteilte seinem Arbeitsmann Kornetzky dazu die Erlaubnis, seinen Arbeitsplatz zu verlassen um mir
zu helfen.
Wir nahmen diesen Herrn Kornetzky ins Auto und fuhren mit ihm auf unseren Berg, zu unserem Hausplatz.
Seine Eltern wohnten früher schon immer, wie auch er heute, dort in diesem Wohnhaus, welches nur etwa 400 m von unserem
Wohnhaus entfernt war. Seine Eltern waren mit meinen Eltern sogar befreundet und besuchten sich damals auch oft gegenseitig.
Da konnte ich mich –als Kind- an diesen alten Herrn Kornetzky erinnern, wie er damals vor 1940 bei meinem Vater zu Besuch war.
Dieser damalige alte Herr Kornetzky, war der Vater meines jetzigen Helfern und Kolchosarbeiters. Seine bereits verstorbene Mutter
war eine Schwester der rumänischen Ehefrau meines Bruders Adolf, der aus Czudyn nach Rumänien geflüchtet war.
Ich konnte mich selber noch gut an seinen bereits verstorbenen Vater erinnern, weil dieser Musiker war und eine große Tuba geblasen
hatte, die damals für mich erschreckend laut klang.
Dieser etwa 60-jähriger Mann Kornetzky zeigte mir alles ganz genau, wo unser Haus exakt stand, der Hof, der Obstgarten, unser Feld
und auch den Platz unseres Brunnen und erläuterte mir alles, was er darüber wusste.
Er informierte mich auch über das Schicksal meines Vaters, den Häuserabriss, das Panzer- Übungsgelände, usw. Doch zum Ableben
meines Vaters und seiner Beisetzung konnte er mir nichts sagen, oder er wollte es mir nicht sagen.
Wir besprachen alles vor Ort, wo einst unser Haus stand und ich erhielt hier die Bestätigung über vieles, was ich bereits aus meiner
Kindheit bzw. von meinen jetzigen Nachforschungen wusste.
Somit hatte er mir einiges noch präziser erläutert und das Meiste bestätigt, was ich bereits erforscht hatte. Er kannte vieles genauer als
die anderen befragten Zeitzeugen.
Vieles, was er mir erzählt hatte, kannte er auch aus den Erzählungen seiner Mutter.
Nachdem er mir alles genau gezeigt, erklärt und erläutert hatte, verließen wir meine Geburtsstätte, brachten ihn mit dem Auto zur
Kolchose zurück und bedankte mich für seine Hilfsbereitschaft.
Dann fuhren wir nach Althütte zu unserem Reisebus zurück und um 17.00 Uhr ging es wieder ab nach Czernowitz, in das Hotel
„Tscheremosch“.
Um 19,30 Uhr gab es in unserem Hotel Tscheremosch in Czernowitz das letzte reichhaltige Abendessen, bei ukrainischer
Unterhaltungsmusik. Danach bis 22,00 Uhr Musik und Tanz, bei reichhaltigen alkoholischen Getränken, als der Abschiedsabend von
Czernowitz und der Nordbukowina. Auch unser Reiseleiter und Reiseunternehmer Herr Herbert Pohl aus Sittichenbach zeigte uns und
den dortigen Ukrainern, mit seinen von zu Hause mitgebrachten Musikinstrumenten (Kybord und Trompete), wieder sein
ausgezeichnetes musikalisches Können. Unserer Reiseunternehmer und Reiseleiter Herr Pohl, war zu DDR-Zeiten gelernter
Alleinunterhalter sowie erfahrener Disko-Leiter und war daher gut in der Lage Stimmungsmusik zu machen. Er spielte diese seine
beiden Musikinstrumente gleichzeitig, was auch Stimmung in der Reisegruppe erzeugte. Mit diesem Abschiedsabend ging mein erster
Bukowinabesuch in der Ukraine zu Ende.
Dieser letzte Tag unseres dortigen Aufenthaltes und meiner Nachforschungen in meiner Geburtsgemeinde Czudyn hatte mir viele
Informationen eingebracht und so manche Fakten und Ereignisse überzeugender bekräftigt.
Doch alle meine Fragen waren noch nicht beantwortet. Viele offene Fragen oder noch nicht voll überzeugende Antworten über meine
ehemalige alte Heimat und ein Teil meiner Familie, waren bei mir noch im Unklaren.
Die meisten Zeitzeugen, die das alles persönlich erlebt haben, leben nicht mehr und viele Aussagen, die ich von einzelnen Personen
erhalten hatte, sind oft auch verschieden dargestellt bzw. teilweise auch widersprüchlich.
Am Ende wird es für einige Details keine klaren und überzeugenden Antworten geben. Daher wird so Manches auch bei der Annahme
bleiben. Somit hatte ich, mit meiner ersten Bukowinareise, mein Vorhaben, soweit es mir möglich war erfüllen, einen guten Anfang bei
meinen Nachforschungen gemacht und ich konnte mich beruhigt auf die Rückreise nach Deutschland vorbereiten.
Auf dieser ersten Bukowinareise konnte ich mir einen Einblick verschaffen, in die zeitlichen sowie örtlichen objektiven Möglichkeiten
meiner Nachforschungen, konnte gute Verbindungen zu den privaten PKW-Fahrern herstellen und damit bereits meine nächste Reise
in die Bukowina vorbereiten.
Schon bei meiner Rückreise aus der Bukowina war ich fest entschlossen, in den nächsten Jahren –bei gegebener Möglichkeit- wieder in
die Bukowina zu kommen, um hier meine Nachforschungen über unsere Familie sowie auch über die Geschichte der Bukowina und
ihrer Buchenlanddeutschen, fortzusetzen.
Jetzt wo ich –bei meiner ersten Bukowinareise- den allgemeinen Tagesablauf unserer Reisegruppe sowie die dortigen örtlichen
Verhältnisse kennen gelernt und Verbindungen zu einigen dortigen Leuten hergestellt hatte sowie den allerersten Anfang in meiner
Nachforschungen gemacht hatte, bekam ich noch mehr Lust dazu. Denn in den 6 Aufenthaltstagen konnte ich dort bei meinen
Nachforschungen noch nicht all zu viel erreichen, weil man dort für alles recht viel Zeit benötigt, die aber nicht vorhanden ist.
Bei meiner zweiten Reise in die Bukowina sollte alles noch planmäßiger sowie auch zielgerichteter und dadurch effektiver erfolgen.
Die Rückreise aus der ukrainischen Nordbukowina nach Deutschland
Die Rückreise aus der ukrainischen Nordbukowina nach Deutschland erfolgte über Lemberg – Krakau – Breslau – Cottbus und Halle
nach Sittichenbach, dem Ausgang und Beginn meiner dieser ersten Reise.
Am Donnerstag, dem 06. Juni war bereits für uns um 03,00 Uhr telefonisches Wecken durch die Rezeption und um 4.00 Uhr war für uns
alle die Abfahrt ab Czernowitz in Richtung Heimat. Wir fuhren pünktlich von unserem Hotel ab, doch wir kamen nicht weit.
Beim Verlassen der Stadt Czernowitz wurden wir von einer dortigen Polizeikontrolle gestoppt, weil unser Busfahrer angeblich zu
schnell gefahren ist und deswegen mit 200 DM Geldstrafe belegt wurde. Nach einiger Diskussion zwischen unserem Reiseleiter und
den ukrainischen Polizisten boten die Polizisten unserem Reiseleiter einen Kompromiss-Vorschlag an, eine Geldstrafe von 200 DM mit
Quittung oder 100 DM ohne Quittung. Danach bezahlte unser Reiseleiter die 100 DM ohne Quittung und wir konnten wieder weiter
fahren.
Zu Mittag erreichten wir die ukrainisch / slowakische Grenze Uzgorod und nach einer guten Stunde Grenz- und Zoll-Abfertigung auf
beiden Seiten, ging es nach 14,00 Uhr ab nach Brünn, in die Tschechei, wo wir jedoch erst nachts um 01,00 Uhr –nach insgesamt 1.000
Fahrkilometern- zu unserer Zwischenübernachtung ankamen.
Wir fuhren wieder die gleiche Strecke zurück, wie wir hergekommen waren. Wieder durch die herrliche Gebirgs-Landschaft der
Slowakei, das schöne Gebirge in Tschechien, zur Zwischenübernachtung in Brünn.
Bei dieser späten Ankunft zur Zwischenübernachtung in Brünn wurde uns noch nach 01,00 Uhr nachts ein Abendessen angeboten,
was wir auch noch auf die Schnelle einnahmen und danach auch gleich zur Nachtruhe übergingen.
Am Freitag, dem 07. Juni 1996 ging es, nach einem guten Frühstück, um 08,00 Uhr aus Brünn wieder über Prag und Dresden, wo wir
gegen 19.00 Uhr an unserer Abfahrtsstelle in Sittichenbach unversehrt und ohne Schaden, alle gesund und munter, bei unserem
Reiseunternehmen Herbert Pohl angekommen waren. Damit war unsere Reise erfolgreich zu Ende gegangen.
Wir bedankten uns bei unserem Reiseunternehmen für die gute und sichere Fahrt, für die nette Bewirtung und Versorgung auf der
Fahrt und auch in der Nordbukowina sowie die musikalische Unterhaltung durch Herrn Herbert Pohl, unserem Reiseveranstalter und
Reiseleiter. Ich hatte den Eindruck, dass unsere Reisegruppe mit allem sehr zufrieden war. Auch mir hatte persönlich diese meine erste
Reise in die Nordbukowina sehr gut gefallen. Sie war –besonders für mich als Erstreisender- insgesamt recht anstrengend, aber dafür
sehr interessant und erlebnisreich.
Wir übernachteten noch einmal bei den Verwandten meines Bekannten in Sittichenbach, erholten und ruhten uns dort erst etwas aus.
Am Samstag, dem 08. Juni 1996 fuhren wir gleich morgens ab Sittichenbach, mit meinem Auto, nach Neubrandenburg nach Hause und
waren bereits im Laufe des Vormittags hier gut angekommen.
Die nächsten Tage hatte ich dazu genutzt, mir die gesamte erste Reise in die Bukowina durch den Kopf gehen zu lassen und sie zu
analysieren.
Dabei hatte ich mein Tagebuch über diese Reise vervollständigt, mir offene Fragen aufgeschrieben, die noch zu ermitteln waren und
damit bereits die zweite Reise in die Bukowina vorbereitet.