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Willi Kosiul Autor
aus der Bukowina

Aus der Geschichte der Bukowina

Die geographische Lage der Bukowina und die Herkunft sowie Bedeutung ihres Namens
Die Bukowina = auf Rumänisch Bucovina und auf Deutsch Buchenland genannt, ist eine kleine historische Landschaft in Südosteuropas, am Osthang der nördlichen Ostkarpaten, die auch Waldkarpaten genannt werden.
Die Landschaft der Waldkarpaten in der Bukowina
Die Bukowina liegt zwischen der Slowakei im Westen und Moldawien im Osten. Diese kleine historische Landschaft hatte bis Juni 1940 eine territoriale Größe von 10.442 qkm. Ihre geografische Länge betrug damals 168 km und ihre Breite 95 km. Die Bukowina hat sechs große Flüsse: Den Dnjestr, den Pruth, den Sereth, die Suczawa, die Moldawa und die Goldene Bistritz, die alle von Nordwesten nach Südosten zur Donaumündung und dem Schwarzen Meer zu fließen und dazu auch sehr viele Gebirgsflüssen. Alle diese Flüsse sind jedoch nicht schiffbar. Etwa 43 % der Landesfläche bestand bis 1940 aus Waldflächen –dabei sehr viel Buchenwald, 30 % war Ackerland und 21 % waren Wiesen. Ihre fruchtbaren Böden lagen im Nordosten des Landes zwischen Dnjestr und Pruth sowie in den südöstlichen Flussniederungen. Ihre Bodenschätze waren: Silber, Kupfer, Mangan, Blei, Zink, Eisenerz, sehr viel Holz und Salzvorkommen, Schwefel sowie Quarzsand. Das Land hat ein strenges osteuropäisches kontinentales Klima, mit einem nur kurzen Frühling, sehr warme Sommer, einem milden Herbst und einem kalten und schneereichen Winter. Die Landschaft der historischen Bukowina war vor einigen Jahrhunderten namenlos sowie herrenlos, aber auch ein sehr umstrittenes Gebiet verschiedener Völker. Vom 14. Jahrhundert bis 1774 gehörte dieses Gebiet zum Fürstentum Moldau und wurde damals als die „Nördliche Moldau“ genannt. Der Name Bukowina ist ruthenischer Herkunft und wurde von den dortigen vielen Buchenwäldern abgeleitet. Erst im Abtretungsvertrag der Osmanen vom 07. Mai 1775 wurde dieses Gebiet der „Nördlichen Moldau“ erstmals als „Bukowina“ bezeichnet und danach blieb diese Bezeichnung auch international für immer so bestehen. Diese historische Landschaft Bukowina ist seit 1944 ein geteiltes Land. Ihr südlicher Teil gehört zu Rumänien und der nördliche Teil zur Ukraine und wird heute nicht mehr offiziell als Bukowina bezeichnet. Heute wird ihr nördlicher Teil in der Ukraine als Gebiet Czernowitz und der südliche Teil in Rumänien als Bezirks Suczawa bezeichnet. Nur im Volksmund wird es auch heute noch als Bukowina genannt
Die Bukowina ein Bestandteil des Fürstentums Moldau und Oberhoheitsgebiet der Osmanen
Im Jahre 1514 besiegten die Osmanen das Fürstentum Moldau, besetzten dieses gesamte Gebiet und stellten es unter ihrer osmanischen Oberhoheit. Im nördlichen Teil dieser Landschaft lebten die Ruthenen und im südlichen Teil die Moldauer. Mit den Jahren wanderten hier auch andere Volksgruppen ein, wie Magyaren und Juden, dann später auch Armenier und Lippowaner. So war damals die Bevölkerung der „Nördlichen Moldau“ ein buntes Gemisch verschiedener nationaler Bewohner, die alle hier als die Alteinwohner angesehen werden können. Im russisch-osmanischen Krieg –1768 bis 1774- besetzten die russischen Truppen im Jahre 1769 das Gebiet der „Nördlichen Moldau“ und verließen es erst Ende 1774, nach Abschluss des Friedensvertrages. Diese Abzugszeit der Russen nutzte Österreich dazu aus, um das Gebiet der „Nördlichen Moldau“ friedlich und in aller Stille –in Übereinstimmung mit dem dortigen russischen Besatzungsgeneral- zu besetzen und dadurch die Moldau sowie das Osmanenreich vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Das Gebiet der „Nördlichen Moldau“ ab 01. September 1774 unter österreichischer Herrschaft
Die Besetzung der „Nördliche Moldau durch österreichische Truppen Am 31. August 1774 marschierten österreichische Regimenter, unter dem Kommando des Generals Freiherr von Spleny, aus Galizien kommend in die „Nördliche Moldau“ ein und besetzten dieses gesamte Gebiet friedlich sowie in aller Stille für immer. Am 01. September 1774 wurde in der damaligen Marktgemeinde Czernowitz das österreichische Hauptkommando eingerichtet und damit nahm die österreichische Militärverwaltung für dieses Gebiet, ihre Tätigkeit in Czernowitz auf. Erst nach der österreichischen Besetzung dieses Gebietes der „Nördlichen Moldau“, wurden durch Wien in Konstantinopel diplomatische Verhandlungen eingeleitet und der österreichische Anspruch auf dieses Gebiet erhoben sowie auch historisch begründet, dass diese Landschaft einst zu Galizien gehörte. Nach längeren diplomatischen Verhandlungen zwischen Wien und Konstantinopel wurde dann am 07. Mai 1775 der Abtretungsvertrag durch den Sultan unterzeichnet. Dadurch erhielt Österreich vom Osmanenreich diese Landschaft der „Nördlichen Moldau“, die jetzt „Bukowina“ genannt wurde, friedlich und völkerrechtlich für immer zugesprochen. Danach war diese historische Landschaft Bukowina von 1774 bis 1918 ein Herzogtum und Kronland der österreichischen Monarchie. Der erste Militärgouverneur der Bukowina von 1774 bis 1778 war General Freiherr von Spleny. Unter seiner Führung wurde in Czernowitz eine österreichische Militäradministration für die Bukowina errichtet und er dabei zum ersten Militärgouverneur der Bukowina ernannt. Zu dieser Zeit gab es in dieser neuen Bukowina nur zwei kleine Städte, Suczawa und Sereth. Das ganze Land war in zwölf Verwaltungsbezirke eingeteilt und danach auch so weiter verwaltet. Die Bukowina war zu dieser Zeit sehr dünn besiedelt und hatte damals schätzungsweise nur etwa 75.000 Einwohner, die sich aus neun nationalen Volksgruppen in unterschiedlichen Größen zusammengesetzt hatten. Dabei gab es die Moldauer und Walachen sowie Zigeuner, die Ruthenen und Huzulen sowie auch schon einige Armenier und Lippowaner, Juden und Magyaren. Sie alle bildeten schon damals die multinationalen Bewohner dieser historischen Landschaft. Zu dieser Zeit gab es hier keine Slowaken und auch keine Polen. In Sadagora bei Czernowitz sowie in Prelipcze an der Grenze zu Galizien, gab es nur einige deutsche Familien die dort –erst seit einigen Jahren- als Handwerker tätig waren und danach abzogen. Zur Zeit der österreichischen Inbesitznahme dieser Landschaft, gehörten die überwiegenden Dörfer, die Ländereien sowie auch die Wälder der griechisch-orthodoxen Kirche und ihren 36 Klöstern sowie den privaten moldauischen Großgrundbesitzern. Nur die Städte Sereth und Suczawa mit ihrer Umgebung sowie auch Czernowitz und Kimpolung waren fürstliches Eigentum. Czernowitz war damals noch ein unbedeutender auseinander gezogener Ort mit dem Status einer selbständigen politischen Gemeinde und hatte ein Marktrecht. Da es an der Handelsstraße zwischen der Moldau und Galizien lag, hatte es eine Zollstation und war daher auch ein Handelsort. Die Marktgemeinde Czernowitz –als der Sitz der österreichischen Militärverwaltung- hatte damals an die 300 Familien mit etwa 1.500 Einwohner, die in 200 kleinen Häusern bzw. in primitiven Bauernhütten lebten. Im ganzen Lande gab es bis 1774 keinen Arzt sowie auch keine Apotheke und auch kein Krankenhaus. Das kulturelle Bildungsniveau war bei den Bewohnern auf der untersten Stufe, mit überwiegend Analphabeten. Nur die griechisch orthodoxe Kirche hatte zwei Bildungsseminare und die Bojaren hatten für die Bildung ihrer Kinder Privatlehrer. Hier gab es nur unbefestigten Landwege oder Pfade die oft bei längeren Regenzeiten nur schlecht passierbar waren. Über die vielen Flüsse und Bäche gab es keine Brücken, sie konnten nur bei niedrigem Wasserstand zu Fuß oder auch per Pferd durchquert oder mit einem Floß überquert werden. Es gab hier keine ordentliche staatliche Verwaltung und auch keine Polizei oder Justiz. Das erledigten hier bisher bestimmte beauftragte Männer ihrer Herrschaft, nach ihren Anschauungen sowie Ermessen und bedienten sich materiell sowie finanziell dabei auch selber. Es gab auch keine Post, keine Handwerker und schon gar keine Industrie. Die Bewohner wohnten in kleinen Holzhäuser oder sogar Lehmhütten und lebten dort recht armselig mit ihren Viehherden –überwiegend Schafe- als Nomaden auf den Weideflächen in den Wäldern umherziehend. Ihr damals sehr primitiver Ackerbau sowie auch ihre Viehzucht waren unterentwickelt und nur auf die eigene Versorgung ihrer Familien ausgerichtet. Der damalige Handel war nur für die reiche obere Schicht möglich, da die armen Leute dafür kein Geld hatten. Der Handel war wegen der damals fehlenden Straßen sowie der starken Raubüberfüllen sehr behindert und lag damals dort überwiegend in den Händen der dortigen Armenier sowie der Juden. In einer Einschätzung des Landes Bukowina von 1775 an den Hofkriegsrat in Wien, berichtete General von Spleny über die großen sowie alten Waldbestände und den Holzreichtum des Landes, über dort vorhandene Bodenschätze wie Eisenerz, Kupfer, Mangan, Blei, Silber sowie auch mehrere Quarzsandvorkommen und auch oberflächliche Salzquellen, die alle günstig sowie ertragsreich ausgebeutet werden konnten. Er berichtete auch nach Wien über die Notwendigkeit der Ansiedlung von deutschen Einwanderern als Bauern und Handwerker in dieses Land, um die Wirtschaft zu modernisieren und erfolgreich schneller aufzubauen. Doch diese guten Vorschläge des ersten Militärgouverneurs der Bukowina –General von Spleny- wurden damals in Wien zur Kenntnis genommen, fanden aber danach durch den Hofkriegsrat sowie auch durch Kaiser Joseph II. keine Beachtung. Deswegen blieb auch die deutsche staatliche Besiedlung der Bukowina für die nächsten Jahre zunächst nur ein unbeachteter Vorschlag. Dieses kleine Ländchen Bukowina war damals für die österreichische Monarchie noch ein Grenzland und eine günstige Verbindungsstrecke zwischen Siebenbürgen und Galizien sowie eine wichtige militärisch-strategische Ostflanke gegenüber Russland. Es war zunächst kein Land von wirtschaftlicher Bedeutung für Österreich. Zu Beginn der österreichischen Herrschaft in der Bukowina, lag die gesamte Landesverwaltung in den Händen der österreichschen Militäradministration in Czernowitz, die noch über die alten Verwaltungsstellen aus der moldauischen Zeit, bis in die Dörfer hinein, regierte. Im Jahre 1774 / 1775 gab es in der Bukowina insgesamt 36 Klöster (18 größere und 18 kleinere Klöster) der griechisch orthodoxen Kirche mit insgesamt 466 Mönchen und 88 Nonnen, die 82 Güter mit viele Felder und Wälder sowie ganze Dörfer besaßen, was sie alles selber gar nicht bewirtschaften konnten und daher überwiegend verpachtet hatten. Die dortigen Viehzüchter waren daher überwiegend landlose Bauern und mussten die für sie notwendigen Landesflächen vom Gutsbesitzer oder dem jeweiligen Kloster für sich pachten und dafür einen festgelegten Pachtzins –einem Zehntel ihrer Jahresernte- zahlen sowie auch Robotleistungen erbringen. Handwerk und Gewerbe gab es hier zu dieser Zeit überhaupt nicht. Jeder fertigte sich das selber an, was er benötigte. Der Reichtum der Wälder mit dem vielen Holz sowie die Gebirge mit den vielen Bodenschätzen waren hier vollkommen ungenutzt und wurden durch die Eigentümer gar nicht bewirtschaftet. Jeder nahm sich unkontrolliert, was er benötigte. Auch in dieser österreichischen Herrschaftszeit ab 1775 gab es eine Zuwanderung von Moldauer, Walachen, Magyaren, Armenier und Lippowaner, weil jetzt hier die Lebensbedingungen für diese Menschen günstiger waren, als die in der Moldau oder in Galizien. Diese ersten Zuwanderungen in die Bukowina kamen überwiegend selbständig, ohne angeworben, ohne gerufen zu sein, aus der Moldau und einige auch aus Galizien. Im Jahre 1777 und 1778 wurde –unter Führung des ersten Militärgouverneurs der Bukowina, General Freiherr von Spleny- durch das österreichische Militär, die „verdeckte österreichische Militärstraße“ bzw. damals auch „Heeresstraße“ und später „Reichsstraße“ genannt, errichtet. Sie war die territoriale Verbindungsstraße zwischen Siebenbürgen und Galizien nd führte über Dorna Watra - Gurahumora – Solka - Wikow – Czudyn – Storozynetz – und danach nach Snyatin in Galizien. Sie sollte bei militärischer Notwendigkeit es ermöglichen, das österreichisch-ungarische Militär schneller an die östliche Grenze der österreichischen Monarchie zu Russland verlegen zu können. Diese Heeresstraße war danach für die Bukowina auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Entlang dieser Heeresstraße wurden –an bestimmten Orten- auch kleinere Militärhäuser bzw. Raststätten für das Militär und auch Übernachtungsmöglichkeiten für Durchreisende errichtet, die später auch von der zivilen Reiterpost und danach auch von der Kutscherpost zur Rast und dem Pferdewechsel genutzt wurden. So entstanden an dieser damaligen „Reichsstraße“ zunächst Verpflegungs- und Raststätten mit Übernachtungsmöglichkeiten für das Militär, danach auch für den zivilen Verkehr aller Durchreisenden. Dem folgten an diesen Raststätten auch Wohnsiedlungen bzw. Ortschaften mit Wirtshäusern und dann auch mit modernen Hotels, die der damaligen Zeit entsprachen. In den ersten Jahren nach der österreichischen Inbesitznahme der Bukowina kamen mehrere Juden aus Galizien selbstständig in die Bukowina und siedelten sich hier an. Danach wurden bereits 1776 durch den ersten Militärgouverneur der Bukowina General Freiherr von Spleny und auch danach staatliche Maßnahmen zur Vertreibung sowie zur Eindämmung der Juden getroffen. Danach nahm ihre Anzahl in der Bukowina merklich ab, jedoch nur kurzzeitig. So wurde in den Jahren der ersten österreichischen Militärverwaltung der Bukowina –von 1774 bis 1778- unter General Freiherr von Spleny- hier im Lande vieles erreicht und eine gute Grundlage sowie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung dieses Landes geschaffen. Dadurch konnte der erste Militärgouverneur der Bukowina -General Freiherr von Spleny -1778- seinem Nachfolger, dem zweiten Militärgouverneur der Bukowina –General Freiherr von Enzenberg- ein bereits sicheres und aufbaufähiges Land übergeben. Der zweiter und letzter österreichischer Militärgouverneur der Bukowina –von 1778 bis 1786- war General Freiherr von Enzenberg Am 06. April 1778 wurde General Freiherr von Enzenberg aus Siebenbürgen in die Bukowina versetzt und übernahm hier in Czernowitz das Militärkommando und die militärische Landesadministration der Bukowina. Auch seine Hauptaufgabe bestand hier primär und fortgesetzt darin, das Militärkommando und die militärische Landesverwaltung der Bukowina zu führen. Darüber hinaus hatte er, die österreichische Grenze nach Osten und Süden vor Feindeinwirkung zu sichern, die Bandeneinfälle von außen zu unterbinden und die Raubzüge im Lande zu bekämpfen sowie die allgemeine Ordnung und Sicherheit im Lande überall zu gewährleisten. Dazu sollte er auch eine gut funktionierende flächendeckende Verwaltung im Lande aufzubauen, das Finanzwesen und Steuerabgaben im österreichischen Sinne zu modernisieren und die österreichische Gerichtsbarkeit zu gestalten, was ihm teilweise auch gut gelungen war. Mit dem Einzug des österreichischen Militärs in diese Landschaft kamen dadurch auch deutsche Katholiken als Soldaten und danach auch einige ihrer Familienangehörigen in dieses Land. Sie alle wurden hier von einem Regimentskaplan aus Czernowitz und seinen unterstellten Kordonkaplänen, die als „Feldkorat“ von Czernowitz bis Kimpolung in mehreren Ortschaften der Bukowina stationiert waren, betreut. General Freiherr von Enzenberg war mit den Vorschlägen seines Vorgängers, General Freiherr von Spleny an den Kaiser, hier deutsche Einwanderer als Handwerker und Bauern anzusiedeln, nicht einverstanden und war zurückhaltend bis ablehnend gegenüber. Er plädierte mehr für die Ansiedlung von Zuwanderern aus der Moldau, der Walachei und Galizien, weil sie anspruchloser waren und sich diesen Naturbedingungen schneller sowie besser anpassen konnten. Ihre Ansiedlung war –für den österreichischen Staat- daher billiger, als die Einwanderung und Ansiedlung von anspruchsvollen Deutschen. Auf der Grundlage der österreichischen Schulordnung, wurden zuerst in Czernowitz und Suczawa eine „Travialschule“ eröffnet sowie betrieben, denen dann in den folgenden Jahren auch in anderen Orten solche staatliche öffentliche Schulen eingeführt wurden. Diese österreichischen staatlichen öffentlichen Bildungseinrichtungen waren kostenlos und offen für alle Kinder aller nationalen Volksgruppen der Bukowina, in deutscher, rumänischer oder auch in ruthenischer Sprache, je nach den vorhandenen nationalen Bewohnern im jeweiligen Ortes. Im Jahre 1780 starb die österreichische Herrscherin Maria Theresia und ihr Nachfolger sowie neuer Herrscher der österreichischen Monarchie wurde ihr Sohn –Joseph II.- der danach viele neue Aufgaben eingeleitet hatte und daher als der –„Kaiser der Reformen“- galt, die ihm danach vollkommen beansprucht hatten. Erst nach dem Tode der Kaiserin Maria Theresia -am 29. November 1780-, entstanden unter der Herrschaft ihres Nachfolgers und Sohnes Kaiser Joseph II. neue Gedanken sowie Vorstellungen der Verwendung dieser Landschaft Bukowina. Mit kaiserlichem Patent vom 24. März 1781 wurde die direkte Unterstellung der griechisch-orthodoxen Kirche der Bukowina unter den Metropoliten der Moldau in Jassy aufgehoben. Die Verbindung aller Bukowiner Klöster mit dem Ausland –besonders mit der Moldau und Walachei- wurde gelöst und dass alles unter die Leitung des griechisch-orthodoxen Bischof in Radautz gestellt. Am 25. April 1781 wurde dann der Bischof von Radautz zum griechisch-orthodoxen Bischof der Bukowina erhoben, der danach seinen Sitz von Radautz nach Czernowitz verlegt hatte. Nach erfolgten Absprachen und Vereinbarungen zwischen dem Militärgouverneur der Bukowina und dem griechisch-orthodoxen Bischof der Bukowina, ordnete der österreichischer Herrscher und deutscher Kaiser Joseph II. folgende Maßnahmen an: Die meisten Klöster der Bukowina waren aufzulösen und ihr Grundbesitz sollte in einem griechisch-orthodoxen Religionsfond zusammen gefasst und unter österreichischer staatlicher Verwaltung stellen werden. Am 05. August 1782 verzichtete der griechisch-orthodoxe Bischof der Bukowina in einer Urkunde, auf alle Güter der griechisch-orthodoxen Kirche in der Bukowina und übergab sie der staatlichen Verwaltung. Da sich unter österreichischer Herrschaft die Anzahl der Juden in der Bukowina –aus Galizien kommend- ständig vermehrte, wurden erneut im Frühjahr 1782, durch den zweiten Landesverweser der Bukowina –General Freiherr von Enzenberg- insgesamt 365 Familien die nach 1769 hier in die Bukowina eingewandert waren, des Landes verwiesen. Auch 747 Familien die schon vorher hier wohnhaft waren und nicht bereit waren, sich dem Ackerbau zu widmen, wurden danach –mit Zustimmung des Hofkriegsrates in Wien sowie des Kaisers Joseph II.- ebenfalls über die Landesgrenze geschafft. Durch diese damals getroffenen Maßnahmen wurden bis Ende 1785 die Anzahl der Judenfamilien in der Bukowina auf 175 reduziert. Doch bald danach begann ihre Anzahl wieder anzuwachsen, weil der Zustrom aus Galizien ununterbrochen anhielt und nicht aufzuhalten war. In den Jahren 1782 bis 1830 wurde in der südlichen Bukowina der private Bergbau und das Hüttenwesen erfolgreich entwickelt, bis 1850 auch noch rentabel gearbeitet, danach 1862 in den Konkurs geraten und 1870 durch die staatliche Verwaltung übernommen. Kaiser Joseph II. brachte am 19. Juni 1783 in einer Stellungnahme zur Besiedlung der Bukowina zum Ausdruck, dass er „für eine Vermehrung der Bevölkerung ohne besondere Kosten“ ist und stimmte damit der Auffassung des General von Enzenberg zu, hier keine Deutschen anzusiedeln. Dadurch wurden in diesen ersten Jahren der österreichischen Herrschaft in der Bukowina, auch keine konkreten staatlichen Maßnahmen vorgesehen bzw. eingeleitet, um die Bukowina mit deutschen Einwanderern zu besiedeln. Am 19. Juni 1783 verfügte Kaiser Joseph II. die Fortsetzung der Einziehung der Besitzungen der Klöster –trotz aller Widerstände noch einiger Popen und Klostervorsteher- und sie weiterhin unter staatlicher Verwaltung zu stellen. Erst nach der Lösung dieser Probleme mit den Klostervorstehern, wurde diese staatliche Maßnahme dann im Jahre 1785 generell umgesetzt. Etwa 33 orthodoxe Klöster der Bukowina in verschiedenen Größen wurden dabei ausgelöst und nur 3 Klöster, das Kloster Putna, Suczewitza und Dragomirna blieben dabei erhalten. In den danach verbliebenen Klöstern wurde ihr Personal (die Mönche und auch ihre leibeigenen Arbeitssklaven = die Robi) sehr reduziert. Die Mönche hatten sich danach nur noch mit religiösen Fragen zu beschäftigen und nicht mehr mit wirtschaftlichen Aufgaben. Diese bisherigen kirchlichen Ländereien und Wälder wurden gebietsweise in einem damals so genannten „Griechisch Orthodoxen Religionsfonds“ zusammengefasst und durch den österreichischen Staat bewirtschaftet. Damit wurde ab 1785 in der Bukowina erstmals die objektive Voraussetzung geschaffen, die Einwanderer in die Bukowina auf diese Landesflächen staatlich anzusiedeln. General von Enzenberg hatte sich in seiner Dienstzeit als zweiter Militärgouverneur der Bukowina besonders für die Einführung staatlicher Verwaltungsstrukturen sowie für die Errichtung von Schulen und die Entwicklung der Volksbildung Verdienste erworben. 1785 wurde durch den Landesadministrator General von Enzenberg, für Czernowitz, Sereth und Suczawa eine erste Städteordnung erlassen, die auch vom Hofkriegsrat in Wien bestätigt und danach auch eingeführt wurde. In diesem Zusammenhang wurde 1786 die bisherige Marktgemeinde Czernowitz auch offiziell zur Stadt erhoben. 1785 hatte die Marktgemeinde Czernowitz (ohne die dort umliegenden Dörfer) = 2 686 Einwohner, die Stadt Suczawa 2 517 und die Stadt Sereth 1.482 Bewohner. Damit hatte die Marktgemeinde Czernowitz -als der Sitz der österreichischen Militärverwaltung der Bukowina, die Städte Suczawa und Sereth einwohnermäßig überholt. Erst nach der Bildung des griechisch-orthodoxen Religionsfonds in der Bukowina entstanden hier günstigere Bedingungen für die Entwicklung dieser Landschaft. Danach wurden die deutschen Zuwanderer von 1782, die eigenmächtig und selbstständig aus dem Banat und aus Galizien hier eingewandert waren sowie um Czernowitz nur untergebracht waren, dann 1785 auf diesen Landesflächen des Religionsfonds staatlich angesiedelt.Davon erhielten diese ersten deutschen Einwanderer von 1782 etwas Land als freie Bauern im ständigen Besitz und waren danach, nach 1785 von allen herrschaftlichen Abgaben und Verpflichtungen frei. Dieser österreichischen staatlichen Wirtschaftsverwaltung der Bukowina unterstanden etwa ein Viertel der Landesfläche, einschließlich vieler Waldflächen, auch die des Bergbaus und der Glashütten. Diese Landesflächen -einschließlich der Wälder- standen danach unter der österreichischen staatlichen Verwaltung und die übrigen Landesflächen waren österreichisches staatliches Eigentum oder waren Privateigentum der dortigen Großgrundbesitzer. Danach stand auch diese Gegend von Krasna Putna - Althütte – und Czudyn bis nach sowie auch hinter Storozynetz, unter der staatlichen Wirtschaftsverwaltung von Kuczurmare und nicht mehr im Besitz sowie unter dem Einfluss der griechisch-orthodoxen Kirche und des Klosters Putna. Am 24. Juli 1786 kam Kaiser Joseph II. –aus Siebenbürgen- zum zweiten Mal in die Bukowina, übernachtete auch hier und fuhr nach drei Tagen weiter nach Sniatyn/Galizien. Am 06. August 1786 verfasste der Kaiser in Lemberg ein Schreiben an den Hofkriegsrat in Wien, wonach die Bukowina mit Galizien vereinigt werden sollte, als ein galizischer Kreis unter der Verwaltung des Lemberger Gubernium. Als Sitz des Kreisamtes wurde Czernowitz bestimmt. Bis zum 01. November 1786 sollte in der Bukowina noch die militärische Administration herrschen und danach sollte die Zivilverwaltung regieren. Da es in dieser kurzen Zeit nicht so schnell realisierbar war, wurde dieser Termin dann auf den 01. Februar 1787 verlegt.So traf Kaiser Joseph II. bei seinem zweiten Besuch in der Bukowina und in Galizien seine Entscheidung, die Militärverwaltung in der Bukowina zum Jahresende aufzulösen und dieses Land mit dem österreichischen Königreich Galizien zu vereinen. Mit Wirkung vom 01. November 1786 wurde der Landbesitz der Bewohner der Bukowina, den sie in Pacht oder Nutzung hatten, für immer als ihr Besitz zugesprochen und der Pachtzins dafür abgeschafft. Zum Ende des Jahres 1786 war die Zeit der österreichischen Militärverwaltung in der Bukowina zu Ende. In diesen 12 Jahren österreichischer Militärverwaltung in der Bukowina legten beide Militärgouverneure, General Freiherr von Spleny sowie auch General Freiherr von Enzenberg verschiedene Grundlagen für eine auch wirtschaftliche erfolgreiche Entwicklung der Bukowina. In dieser Zeit hatte sich die Bukowina in allen seinen Bereichen sehr erfolgreich entwickelt und hatte dabei gute Fortschritten erreicht. Als Kaiser Joseph II. im Sommer 1786 zur Inspektion in Galizien war, erhielt er dabei auch Kenntnis von dem dortigen Ansiedlungsstau der deutschen Einwanderer sowie dem starken Überhang in den dortigen Notunterkünften und das diese deutschen Einwanderer verärgert sowie enttäuscht sehr lange auf ihre dortigen Ansiedlungen warten mussten. Diese deutschen Einwanderer verursachten in diesen Notunterkünften dem österreichischen Staat hohe finanzielle Ausgaben für deren Versorgung und waren selber verärgert sowie auch enttäuschen von dieser langwierigen Ansiedlungspraxis. Deswegen erteilte Kaiser Joseph II. der Lemberger Regierung den Auftrag, einige dieser deutschen Einwanderer aus diesem Ansiedlungsstau in Galizien, in die Bukowina zur staatlichen Ansiedlung als Bauern, weiter zu leiten. Diese deutschen Einwanderer sollten dort in der Bukowina keine neuen deutschen Ortschaften gründen, sondern nur in kleinen Familiengruppen –dort in leer stehenden Hütten- in schon bestehenden moldauischen Dörfern als Bauern angesiedelt werden, was jedoch in der Praxis gar nicht so schnell machbar war. Nach der Auflösung der österreichischen Militärverwaltung in der Bukowina zum Ende des Jahres 1786 gehörte die Bukowina der Administration des Königreiches Galizien an und danach konnte Lemberg auch selbstständig über die Bukowina herrschen.
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